Occculture ist ein, auf den ersten Blick, bizarres Duo. Lena Amboshi und Daniel Roos haben das Projekt 2002 aus der Taufe gehoben und schon ein Jahr später die EP "Fallen Angel" in Eigenproduktion veröffentlicht. Während Lena bereits in Richtung Metal, Trip Hop und Elektro-Industrial unterwegs war, produzierte Daniel früher Techno/Hardfloor-Material. Klingt sehr spannend und interessanter wird es noch, wenn man hört, dass Occculture sich sowohl dem Darkwave als auch dem Dark-Elektro/Industrial widmet. Zwar keine sehr gegensätzlichen Stilrichtungen, aber eine Mischung verschiedener Genres verspricht auf jeden Fall immer etwas Neues. Auf ihrem ersten Album "corteX" teilen sich Lena und Daniel die Gesangparts. Lenas Stimme mit ihrem großen Volumen und könnte locker so manche Rockröhre in die Tasche stecken. Daniel hält sich lieber etwas bedeckt und präsentiert im Gegensatz zu Lena einen verzerrt-heiseren Sprechgesang. Occculture stehen musikalisch in der Tradition von Bands wie The Eternal Afflict, wobei das Duo aus Frankfurt sowohl den Charme langsamer Darkwave-Klassiker als auch die Power elektronischer Tollkühnheit verbindet. Dieser retro-moderne Sound verleiht "corteX" schon nach dem ersten Hören ein gewisses Etwas, das die Musik auf der einen Seite eingängig, verträumt oder tanzbar macht, auf der anderen aber auch geheimnisvoll und diffizil. Nach dem Intro "...und das Wort ist Klang geworden..." röhrt Lena im Refrain von "Xenophobia" dann auch gleich richtig los. Mit ordentlichem Beat und gekonnt eingesetzten Gitarrensamples ein Song, bei dem man seine Aggressionen los werden kann. Aber es geht auch anders. In "Haunted" ist Lenas Gesang zurückhaltend und die besinnliche Melodie gespickt mit Samples. Romantiker kommen hier voll auf ihre Kosten. Wer es dann doch lieber etwas deftiger mag, wird mit "Killing Fields" mehr als bedient. Der Song explodiert geradezu und dürfte für so manchen Muskelkater sorgen. Ein Schmankerl haben sich Occculture bis zum Schluss aufgehoben. "Gone" betört mit Lenas klarer und melancholischer Stimme und besingt den Kampf mit dem Schmerz, der einem widerfährt, wenn man von einer geliebten Person verlassen wird. "corteX" ist auf den ersten und auf den zweiten Blick ein rundes Album, das mit so manchem Glanzpunkt aufwartet. Ihre Darkwave-Industrial-Mixtur klingt weder abgedroschen noch aufgesetzt, sondern setzt vielmehr spannende und melodische Akzente.