„Nucleus Torn“ waren mir bisher nie unter die Ohren gekommen und so hatte ich mich nur von dem hübschen Cover zu einer Review verleiten lassen. Er Mensch bleibt Mensch und bei einem düster-romantischen Bild mit Bäumen werde ich immer aufmerksam. Wenn dann noch hinzukommt, daß sich nur vier Lieder auf „Knell“ befinden, die fast alle epische Länge erreichen, dann ist die Vorfreude zumindest bei mir geweckt. Rein in den Player also mit dem inzwischen vierten Album der Schweizer Formation und in die Welt von „Nucleus Torn“ versinken. Schon die Packungsbeilage hatte mit einem Großaufgebot von Instrumenten geworben, insgesamt sind fünf Musiker mit 14 Instrumenten plus Gesang zugange, es gibt männlichen und weiblichen Gesang (beide durchaus gelungen). Die Musik selber erfordert ungemein viel Geduld, denn das typische Lied auf dieser CD funktioniert wie folgt : Minutenlang werkelt man an seinem CD-Spieler herum und wundert sich, warum alles so leise ist (und ob der Player vielleicht sogar alles halb so schnell abspielt). Dann, inmitten dieser Stille setzen E-Gitarre und Schlagzeug ein und man ruft den HNO-Arzt an, weil man vor lauter Überraschung ein Klingeln in den Ohren hat. Schnell Lautstärke angepasst, aber schon nach wenigen Minuten relulärem Doom Metals ist schon wieder minutenlange Stille zu „hören“. Beim Zurückspulen und sehr viel lauter machen erkennt man wieder akustische Gitarren und andere Instrumente. Ich räume dem Punkt Lautstärke einen solchen Stellenwert ein, weil ich die CD für schlichtweg unhörbar halte. Mein erster Durchlauf war auf Kopfhörern (wie eigentlich immer) und ich habe immernoch Klingeln in den Ohren und Kammerflimmern von diesen überraschenden „Metal“ Einsätzen. An der Anlage stellt sich aber das Problem ein, daß die gewollte ruhige und melancholische Stimmung nur schwer aufkommen will, wenn man laufend zur Anlage laufen muß (Wir haben keine Fernbedienung) um entweder lauter zu machen (damit man überhaupt etwas hören kann) oder eben verzweifelt leiser machen will (damit die Nachbarn nicht klingeln). Das ist echt schade, denn eigentlich mag ich diese Spielart des Metals ungemein (und verweise gerne an Bands wie Agalloch). Musikalisch wird auch einiges geboten, die Metalparts sind episch und hart, kommen völlig ohne Kitsch aus und machen Lust auf mehr. Die akustischen Momente, die eindeutig in der Überzahl sind, erweisen sich als nicht minder gefällig. Man benötigt zwar ein gehöriges Stück Geduld ob der Langsamkeit der Melodien, aber die Vielfalt der Instrumente, Ideen und Stimmungen lassen immer wieder Begeisterung aufkommen... Musikalisch würde ich der Scheibe vier Punkte geben, denn einerseits sind die Kompositionen sehr gelungen, andererseits erscheinen mir die Kontraste zwischen den einzelnen Musikrichtungen zu hart und eine gewisse Langeweile ist auch nicht von der Hand zu weisen. Den Tontechnikern (oder auch den Musikern, wenn sie das SO wollten) gebe ich 0 Punkte, denn das ist fast schon Körperverletzung. Entweder man reißt die Anlage auf, um überhaupt mal die sanften und zarten Klänge hören zu können (dabei höre ich eigentlich sehr gut) oder der Einsatz der E-Gitarren fegt das Cafe-Geschirr vom Tisch. Enttäuschend und unnötig. Bleibt die Mitte, zwei Punkte.