Lange haben Fans der schweizer Formation Nucleus Torn nicht warten müssen, um einem neuen Werk lauschen zu können. Aber mit etwas Hintergrundwissen ist dies auch nicht weiter verwunderlich, hat doch Mastermind Fredy Schnyder bereits 2008 während der Aufnahmen seiner Trilogie (bestehend aus den Alben "Nihil", "Knell" und "Andromeda rising") mit dem Komponieren des Materials für "Golden age" begonnen. Und nach dem ersten Hördurchlauf weiß man auch, warum die Kompositionen nicht Teil der Trilogie wurden: Tragen die Kompositionen zwar eindeutig die Handschrift Nucleus Torns sind sie doch recht weit entfernt vom Material der letzten Alben, insbesondere des Vorgängers "Andromeda rising". Und es ist genau dieser Spannungsbogen zwischen den bereits vertrauten und vertrackten progressiven Folk und Rock/Metal Parts und den neueren 70er Rock und fast schon poppig-positiven Elementen, der "Golden age" für viele hörenswert machen wird. Ganz im Gegensatz zum letztjährigen "Andromeda rising", dass mich voll und ganz überzeugen konnte, kehrt "Golden age" (wenn auch in wesentlich besserer Aufnahmequälität) zum alten Wechsel zwischen Stille, sehr leisen Folkparts, zarten Rockelementen, härteren wenn auch kurzen E-Gitarren Ausbrüchen und hartem Gesang (im letzten Song "Death triumphant") zurück. Das macht das Hörvergnügen einerseits ungemein spannend gleichzeitig aber auch sehr anstrengend – dieses Album kann man eigentlich nur im stillen Kämmerlein genießen oder man ist ständig mit dem Lautstärkeregler beschäftigt. Die neu hinzugewonnenen Elemente (z.B. 70er Rock mitsamt Hammond-Orgelparts) und die neue Sängerin Anna Murphy bringen vermeintlich positive Elemente in das sonst so verschlossene und eher traurige Klangbild – dies muss nicht jedem Gefallen und passt im ersten Moment auch nicht immer zu den wehmütigen Texten. Aber man muss Nucleus Torn zugute halten, dass sie stetig bemüht sind, nicht in eingefahrene Schemata zu verfallen sondern den Hörer immer wieder abwechslungsreich herauszufordern. Mir persönlich ist "Golden age" leider zu progressiv, verquer und abwechslungsreich. Stille + Pling Plang + schöner Frauengesang + ein schräges Saxophonsolo + melancholischer Männergesang + eine Hammondorgel + ein 70er E-Gitarrensolo + ein getragener Folkpart + Powermetalriff + Death Metal Growls + apokalyptische Soundwände + ...... Das ist mir und meinen Hörgewohnheiten wohl einfach zuviel, für Freunde solcher Kost aber eine Offenbarung. Wer also Nucleus Torn bisher nicht oder nur vom Vorgänger "Andromeda rising" kannte sollte sich einen ausführlichen Hördurchlauf gönnen. Alle Kenner der älteren Werke, die "Andromeda rising" als zu nett und ruhig empfanden sollten sofort zugreifen.