.. und der zweite kommt sogleich. Der zweite Teil von Letters and Signs, den Zwillingsplatten, zumindest was das Artwork betrifft. Zweieiige Zwillinge, will man Northern Lite nach der Ankündigung 2009 Glauben schenken. Optisch schon mal auf jeden Fall, denn der Greifvogel auf dem Cover hat seine Regenbogenfarben gegen ein cooles gelb-schwarz getauscht. Zwar steht ihm das besser, die Richtung hätte ich optisch jedoch gerade andersherum interpretiert. So war die erste Platte als die erdige, bodenständige angesagt, wohingegen die zweite wieder mehr in Richtung Dancefloor gehen sollte. Bedingt kann man das auch feststellen, der Fokus hat sich verschoben, trotzdem bleibt Northern Lite einer festen Linie treu. Neben den gitarrigen Ouvertüren werden diesmal noch andere Genres gestreift. So eröffnet das sehr pop-verpflichtete ‚In Japan’, das bereits kostenlos als Radio-Version heruntergeladen werden konnte eine Folge von zehn Songs, die vielleicht mit ‚Hardcore Porn’ ihren (musikalischen) Höhepunkt erreicht. Da plockert der Beat wie zu besten Underworld-Zeiten und Kubats repetativer Gesang unterstreicht noch diese Referenz. Hier die eindeutige Bitte an die Erfurter Indie-Elektroniker: macht zehnminütige Mixes, die noch härtere Bassdrums einfließen lassen und erobert damit die Clubs der Republik, ach was sag ich, der ganzen Welt! Dreieinhalb Minuten sind definitiv zu kurz… ‚Begging You’ und ‚Wicked Mess’ dürften all die abholen, die sich sonst auf Sono-Konzerten rumtreiben. Dass die beiden Bands inzwischen musikalisch seelenverwandt zu sein scheinen ist sowieso klar. Ein ganz besonderer Song ist ‚We all must return to Dust’, denn hier trifft düstere Flächenelektronik auf technoide Pitches und Retro-Sprechgesang. Und wer nun Angst bekommen hat: nein, die Buben haben sich nicht von den genialen Gitarrensongs verabschiedet. Ganz deutlich wird das mit ‚Let Yourself Go’, das vom Motto her eher auf der ersten Scheibe hätte erscheinen müssen. But honey, who cares! ‚Letters and Signs Part Two’ klingt mehr als vertraut, und bei andere Bands würde ich inzwischen vielleicht die gelbe Karte wegen Langeweile statt hohem Bei ziehen. Die Dauer-Rotation der CD zeigt mir jedoch, dass dies noch lange nicht notwendig ist. Und wenn man mal ganz bewusst zuhört ist die Abwechslung alleine schon auf dieser Platte ganz erstaunlich. Anfangs habe ich Northern Lite und ihre Musik nur schwer verstanden, inzwischen bilden sie einen festen Bestandteil in meiner Liste der sehnsüchtig erwarteten Neuerscheinungen, wenn denn wieder mal was angekündigt wurde. Ergänzung: 'Hardcore Porn ist in der Retail-Version gegen 'Say My Name' ausgetauscht worden, findet sich aber als Bonus-Track in der iTunes-Version wieder. Thank God!