Wer das Cover dieses Albums genauer betrachtet, erkennt ein Photo von Gerald Axelrod, das dessen Buch "...als lebten die Engel auf Erden" entnommen ist. In concreto ein Trugschluss, denn "Children Of The Black Sun" beschäftigt sich weniger mit himmlischen Cherubinen, denn mit der wahrhaft dunklen Seite. So stößt dieses Album die Tore zur Schattenwelt auf und gewährt dem Hörer einen Blick auf unbekannte Abgründe. Boyd Rice, der Künstler hinter Non, veröffentlicht mit "Children Of The Black Sun" sein zwölftes Album bei Mute Records. Also nicht gerade ein Newcomer... Boyd ist ein Pionier der Noise-Fraktion, der mit seinen ersten Experimenten bereits in den frühen 70ern begann. Obwohl der Amerikaner eine der größten Barbie-Sammlungen(!) sein Eigen nennt, richtet sich sein musikalisches Interesse auf das Unbekannte, die verborgene Seite des Seins, aber auch auf die Gnosis und die damit verbundenen Mysterien. So lang wie seine Karriere ist, so umstritten dürften deshalb auch seine Veröffentlichungen sein. "Children Of The Black Sun" ist ein dicht gepacktes Werk, mit wahrhaft düsteren Kompositionen. Orchestraler Sound ohne Gesang, Songs die sich nach einem kurzen Intro zu einem voluminösen Nimbus erheben und den Hörer in die unterirdischsten Tiefen entführen. In der offiziellen Beschreibung der CD lässt sich folgende Charakterisierung entdecken: "Wagner remixed by David Lynch". Treffender lässt sich dieses Album nicht beschreiben. Boyd erschafft Klanglandschaften, die beklemmende Gefühle auslösen aber auch unendliche Ruhe und Isolation manifestieren. Damit man sich die volle Dröhnung geben kann, liegt der CD auch noch eine DVD bei, auf der das Album im 5.1-Sound enthalten ist. Die Songs sind schon so unheimlich genug, in der vollen Soundpackung kann man sich dem Bann dann nicht mehr entziehen. Um die sphärischen Stimmungen zu erzielen, stützen sich die Songs auf Wiederholungen und weisen damit einige Längen auf. Dennoch ist "Children Of The Black Sun" ein unvergleichliches Werk voll dunkler Schönheit.