Ein weiterer Beitrag zum Thema 2. Halbjahresoffensive 2006 des Labels Dark Dimensions: Knapp zwei Monate vor ESCs „Matte“ erfolgte schon ein, zum Großteil 4-on-the-floor-getriebener, Output aus dem Hause Noisuf-X, dem X-Fusion-Nebenprojekt. Eigenen Angaben zufolge ist die Musik ein apokalyptischer und beängstigender Blick auf die Welt, der eine kalte und hoffnungslose Atmosphäre beschreibt (siehe aktuelles Booklet und höre das vorangestellte Album „Antipode“). Zur musikalischen Untermalung dieses, zugegebenermaßen sehr stereotypen Dunkelmusik-Szenarios, wird wieder ganz auf die vertrauten, harschen, verzerrten Beats und treibenden Sequenzen gesetzt, die durch experimentelle Sounds bereichert werden. Das klingt zwar solide, lässt aber auf keine großartigen Besonderheiten schließen, die einen sofortigen Anreiz zum Reinhören setzen, es sei denn, man ist von vorn herein aufgeschlossen für die Nebenprojekte eines Künstlers. Diesen ‚Sprung ins kalte Wasser’ kann man diesmal aber endlich wieder einmal wagen, denn neben einem Tinnitus könnte wohl des Öfteren auch ein unkontrollierter Zappelus Maximus auftreten. Als Gegenmittel hilft da vermutlich nur ein gut geölter Florian Silbereisen mit seinen Heile-Welt-Kollegen. Wer die Electro-Compilations seit 2006 genauer verfolgt hat, der wird zwar ‚nur’ auf auf drei Titel der aktuellen EP stoßen, die aber auf nicht weniger als 12 Samplern vertreten sind. „My Time“ selbst findet sich 7-mal wieder, was gleichzeitig „Tinnitus“ die Krone zum selbigen Durchbruch aufsetzt. So energiegeladen wie dieser Track ist hinterlässt kein anderer Song sein Gebrauchsspuren in den Lautsprechern. Da kann auch der Dioxyde-Remix dem Original nicht mehr das Wasser reichen. A prospos Remix: Die Kombination aus Original und Remix ist das typische Merkmal der Tracklist und lässt die EP mit 8 Eigenkreationen (inkl. Hidden Track) und 6 Remixen sehr üppig dastehen. Eigene Wiederholungen gibt es dadurch weniger, das erledigen die Remixer. Für die größeren Unterschiede ist Noisuf-X selbst verantwortlich, indem er zwischen Down- und Midtempotracks wechselt, so dass auch mehr Groove ins Spiel kommt. Ansatzweise bei „Cocaine“ und in einem partiellen Breakbeatgewitter mündend bei „Noizemare“. Das kurze industrial-experimentelle „Random Module“ leitet dann den Übergang vom Eigen- zum gelungenen und namhaften Fremdanteil ein, obgleich kein Remixer neue Akzente setzt sondern stilistisch der Vorlage halbwegs treu bleibt. Implant lehnt sich hierbei noch am weitesten aus dem Fenster. Leider liegt mir die „Antipode“ nicht vor, doch verglichen mit den Samples auf der Noisuf-X-Seite wirkt die „Tinnitus“-EP ausgereifter. Dass ‚Brachialsound’ trotzdem Brachialsound bleibt, wenn auch mit kleinen Veränderungen, liegt klar auf der Hand. Und so sind es dann eher die individuellen Vorlieben, die die CD gegenüber den bereits bekannten Songs als neu oder als altbekannt erscheinen lassen. Für die Clubs und eine belebte Tanzfläche ist „Tinnitus“ hingegen zweifelsfrei geeignet.