Nach über sieben Jahren Ruhepause melden sich Chris Peterson (ex-Frontline Assembly/Decree) und Bill Leeb (Frontline Assembly/Delerium) mit dem vierten Studio-Album "Voyeur" zurück. Es scheint fast so, als ob sich in den Hinterköpfen der Beiden in dieser Zeit eine solche Unmenge an musikalischer Energie angestaut hat, die ohne Kompromisse auf CD gepresst werden musste. Nicht für die Tanzflächen sondern einfach nur zum Hören gedacht. Und vermutlich mit der Absicht, bspw. den Arbeitsfrust oder angestaute persönliche Spannungen mit einem düsteren Mix aus Vancouver-Industrial-, Trip Hop-, Ambient-, Electro- und Ethno-Elementen niederzuringen. Das gelingt dem Album eindrucksvoll und ohne jegliche Lückenfüller. Teils wilde, aber immer ausgeklügelte und manchmal nicht ganz einfach verdauliche Soundverwebungen erheben sich zu einem strukturierten Klangwust, der nicht einfach so nebenbei konsumiert werden sollte, da er in diesem Fall sogar nervig wirken könnte. Die Frontline Assembly- und Delerium-Einflüsse lassen sich definitiv nicht verleugnen. Aber vermutlich ist dies auch gewollt, so dass man sich bei "Voyeur" mit etwas Vorwissen um die Bandmitglieder schon sehr gut darauf einstellen kann, was für eine Dröhnung die nächste gute Stunde durch die Boxen schwirrt. Sehr heftig wird es bei "Liberation", welches einen Gruß an die wilde Seite der Chemical Brothers erkennen lässt. Der Sprechgesang tut sein Übriges dazu und lässt den Song als ungestüme Ausnahme im sonst eher "ruhigeren" Gesamtkonzept erscheinen (exkl. Bonustrack). Etwas merkwürdig ist "Tighten Up"... Was da für die ersten knapp 1 1/2 Minuten zu hören ist, erinnert doch sehr stark an die Tätigkeit der männlichen Lebensform des Albumnamens, wenn er gerade voll und ganz bei seiner Tätigkeit aufgeht. Je öfter man dies hört um so deutlicher zeichnet sich auch das Bild im Kopf - direkt angenehm ist es nicht. "Illicit Dreams" ist ein ausnahmslos gut gewählter Opener, der nicht gleich zu Beginn das gesamte Pulver verschießt sondern Lust auf den Rest des Albums macht. Neben "Submerged", "Surveillance" und "Liberation" ist er einer der Anspieltipps, wenn doch noch Ungewissheit bezüglich eines Kaufs bestehen sollte. Jeden, der auf Relax-Sound der anderen Art steht, wird "Voyeur" unausweichlich in einen hypnotisierenden Bann ziehen, der zum Beispiel längere Autofahrten so kurzweilig erscheinen lassen wird, dass man vielleicht noch eine Runde um den Block fahren möchte, wenn die Fahrtdauer weniger als 59:47 min beträgt und man die CD mit dem chilligen Abschlusstitel "Monolith" komplett durchhören möchte. Zwei Tipps zum Schluss: "Monolith" ist nach knapp sieben Minuten noch nicht zu Ende und "Voyeur" sollte mindestens einmal auch komplett unter guten Kopfhörern gehört werden.