Voller Ausdruck und Temperament wusste ‚Privilege Entails Responsibility’ 2006 neue Maßstäbe im Bereich Electro-Art zu setzen. Mit Provokation, Stilvielfalt und Lebendigkeit überraschten Valerie und Sebastian mit einer Bandbreite, die sonst nur wenige so schlüssig in vierzig Minuten gegossen bekommen. Nur schade, dass das ausschließlich auf Horseglue in England erschienene Album schnell ausverkauft war und man – warum auch immer – keine zweite Auflage presste. Jetzt kann mit Erleichterung bekannt gegeben werden, dass das prägende und zugleich verstörende Werk bei Repo Records in 2009 ein neues Zuhause gefunden hat. Zwar fehlen dabei die beiden Hidden Tracks der ersten Edition, denn hier wurden ‚Daddy’ und ‚Surrender’ noch akustisch zum Besten gegeben, dafür hat sich aber eine Schar Remixes zum Originalumfang hinzugesellt, der durch zwei Coverversionen ergänzt wird. Und wer jetzt an die übliche Songauswahl für Neuinterpretationen denkt, hat Noblesse Oblige noch nicht verstanden. Das wäre eindeutig zu einfach, denn es findet sich neben Eric Burdons ‚When I was young’ eine Version des Stephanie von Monaco Titels Ouragan (oder auf Englisch ‚Irresistible’). Beide Titel schrauben sich schleppend ganz im Geiste der Andersartigkeit der beiden Künstler mit verschrobenen Sounds und kantigem Gesang durch Zeit und Raum. Wahre Größe, die sich vor allem bei ‚Ouragan’ erst nach einigen Durchläufen eröffnet. Bei den Remixes zählt man dann jedoch auch auf bekannte Namen und so dürfen En Esch, Mona Mur und Mark Reeder ans Mischpult um Noblesse Oblige dem Club näher zu bringen. Weiterhin steuern Musiccargo und Toulouse Low Trax aus dem Düsseldorfer Amontillado Umfeld zwei neue Abmischungen bei, was durch die Kollaboration von Sebastian bei ‚Der Räuber und der Prinz’ auf diesem Label nahe liegt. Zusätzlich enthält die CD auch zwei Songs vom zweiten Album ‚In Exile’: Zum einen ‚Tanz Mephisto’ im Cowbell-schwangeren, mit Trans-X Effekten ausgebauten Remix von Noblesse Oblige selbst, zum anderen ganz dazu passend einen eingängigen Mix des Titels ‚Duel’ durch Mark Reeder. Insgesamt legen die Mixes den Schwerpunkt auf Sounds, setzen den Gesang zwar ein, aber weniger vordergründig als dies noch bei den Originalen der Fall war. Besonders hervorzuheben sind noch die Mixes von Avius, der ‚Daddy’ in den FourtotheFloor-Bereich packt und ‚Night Train To Krakow’ mit peitschender Baseline und fragmenthafter Gesangseinlage. Alben, die gefragt sind mit einer Menge Bonusmaterial: so machen Re-Releases Freude. Und wer noch etwas mehr zum eigentlichen Album wissen möchte, sei auf die 'ursprüngliche Rezension' auf unserer Seite verwiesen.