Wie gestern kommt’s mir vor, dass ich Sebastian komische Fragen zum Inhalt des Songs ’Daddy’ aus dem Debüt der Band gestellt habe. Sieben Jahre und drei Alben später ist das Duo bereits zum erfrischenden Standard geworden, was elektronische Popmusik unterschiedlichster Ausprägung angeht. Nach unkonventionelleren Tönen auf dem letzten Album ‚Malady’ verlässt ‚Affair Of The Heart’ nun wieder das Voodoo-Terrain um sich mehr dem klassischen Synthpop hinzugeben. Das kündigte die Single ‚Runaway’ an und das Album hält das damit angekündigte Versprechen ohne wenn und aber. Man hört irgendwie die Nähe zu Chris Corner, in dessen Vorprogramm Noblesse Oblige bereits mehrmals zu bewundern waren. Mit David Wrench und Harald Blüchel (aka Cosmic Baby) hat man sich zwei Producer ausgesucht, die eine solche Ausrichtung mehr als unterstützen und mit der notwendigen Dichte zu unterlegen wissen. Der Titel ‚Runaway’ wurde mit und ohne ‚s’ im Anhang bereits von den Killers und Ladytron bemüht und gerade wer Ladytron in sein Herz geschlossen hat, sollte auch an Noblesse Obliges neuem Album gefallen finden. Im Duett gesungen ist ‚Runaway’ mit ungeheuer fesselnder Melodie eines der sofortigen Highlights des Albums. Wenn auch an vielen Stellen diesmal die Synths plockern, sind natürlich auch wieder leisere Töne vertreten und ‚Chasing Shadows’ übernimmt dabei die führende Rolle: Eine Akustik-Gitarre, Achtziger-Plastik-Beats im Hintergrund und erneut der gleichzeitige Einsatz beider Stimmen verzaubert im wahrsten Sinne des Wortes. Der charakteristische Part von ‚Break Your Heart’ sind die Preacher-Style Samples die mit den Staccato-haften Einschüben fast ein wenig an den Sound of Frankfurt erinnern, in diesem Falle an 16 Bit. Coole Vergangenheitsbewältigung oder Koinzidenz? Ist auch egal, denn es passt! Im leicht indisch angehauchten Song ‚Mata Hari’ klingt Valerie wie eine junge Grace Jones und lässt damit die mysteriöse Doppel-Spionin musikalisch passend wieder auferstehen. Der längste Song auf ‚Affair Of The Heart’ ist bezeichnenderweise ein Cover: Hotel California’ von den Eagles hat sich das Duo ausgesucht. Als elektronisches Tribut gut aufbereitet ist das zwar vom Gesamteindruck ok, alle selbst komponierten Songs können jedoch auf jeden Fall mithalten und irgendwie will das Cover dann auch nicht so recht in das ansonsten konsistent erscheinende Gesamtkonzept passen. Mit ‚Voices In My Head’ schließt eine Vocoder-geschwängerte Ballade, die an Air erinnert, ein kurzes aber knackiges Album. ‚Affair Of The Heart’ ist das bisher gefälligste Werk der Band, vermisst aber zum Glück nicht die Ecken und Kanten die bei vielen Bands verloren gehen, sobald sie sich in dieses Terrain wagen. Gekonnt ist gekonnt!