Nach den einführenden Glockentönen des Eröffnungssongs "Glad" und den später einsetzenden Beats kombiniert mit einigen elektronischen Spielereien kommt was? Natürlich krachige E-Gitarrenriffs. Äh, was? Da muss man schon mal genauer auf das Digipack schauen, ob da auch wirklich Ant-Zen drauf steht. Allein schon der Einsatz eines richtigen Schlagzeugs ist verwirrend genug. Das französische Quartett Näo fabriziert auf seinem neuen, selbstbetitelten Album den Spagat zwischen Electronic und Prog-Rock. Für das Regensburger Label eine sehr ungewöhnliche Mischung, zumal Näo ohne mit der Wimper zu zucken in die Saiten hauen. Wiederum passend zu Ant-Zen ist der vehemente Einsatz elektronischer Klaviatur, von verzerrten Geräuschen und Surround-Gewaber. Dabei wird die Musik der Franzosen eigentlich nur von einem Trio bestritten, denn der vierte Mann, Matthieu Tercieux, ist Video Designer und damit ausschließlich für den visuellen Part zuständig. Gegründet wurde Näo von Pierre-André Pernin bereits 2002 als rein elektronisch ausgerichtetes Soloprojekt. Später kamen noch Schlagzeuger Thibault Fellmann und Gitarrist Jordan Daverio und eben besagter Matthieu Tercieux hinzu und fertig war die Electro-Prog-Rock-Kapelle. Was hier ein wenig lapidar dahin gesagt ist, klingt bereits nach wenigen Minuten so überzeugend, dass selbst eingefleischte Progger die Ohren spitzen dürften. Natürlich werden im Prog-Rock auch Synthesizer eingesetzt, doch Näo treiben das auf die Spitze und gehen weit darüber hinaus. Mal als taktgebendes Fundament eines Songs, mal auf Klaviertöne beschränkt und in seltenen Fällen sogar zu etwas härten Tönen Richtung Industrial tendierend, spielt der elektronische Teil der Songs eine maßgebende Rolle, wobei Näo aber eine sehr gute Balance gefunden haben. "Näo" ist ein wirklich begeisterndes Album geworden, eine kleine Fundgrube an Spielereien, Emotionen und eben guter Musik. Selbst wenn es mal wie in "Mechanical" derb mit deftigen Riffs zur Sache geht, bleiben Näo ihrer Linie treu. Ein richtiges Brett!