Vor 30 Jahren kam da so eine Kieler Band daher und veröffentlichte einen Song, der sie in der schwarzen Szene unsterblich machen sollte. Gleichzeitig bringt ein solcher Erfolg auch den Fluch der Erwartung mit sich. No More ist in den meisten Köpfen klar mit dem Über-Song "Suicide commando" verbunden. Und das war's dann auch schon. So war es jedenfalls für mich, bis ich vor 2 Jahren mit "7 years" ein Best of in den Händen hielt, das einerseits Retrospective war, gleichzeitig aber auch die Rückkehr zu neuem Leben. Und die Erkenntnis, dass der damalige Vierer (heute zum Duo geschrumpft) wirklich viel mehr konnte als nur DEN EINEN Song war sehr angenehm. Fast zeitgleich erschien auch ein neuer und gelungener Longplayer ("Midnight People & Lo-Life Stars ") an den No More mit "Sisyphus" vor wenigen Monaten anknüpften. "(When nothing matters) All is well" wirft uns Andy Schwarz da gleich zu Beginn entgegen und man ist direkt auf der Brücke zwischen den 80ern und dem Heute. Tina Sanudakura's Synthesizer und Keyboards bilden das starkes Fundament, eine Gitarre begleitet die Szenerie dezent und der Song groovt wunderbar spröde. Ein paar italienische Sätze (deren Inhalt ich nicht zu deuten vermag) und hypnotisierende Wiederholungen – toller Opener. Doch es wird besser: "The beautiful life of the wasted youth". Jetzt sind wir wirklich in den schrapeligen 80ern angekommen. Ich will tanzen, ich will mitsingen und ich will mehr von Andy Schwarz und seinem wunderbaren Gesang. "This was 'Die modernistische Welt'" setzt moch mehr auf wavige Keyboard-Schwelgereien – das fast instrumentale Stück ist für mich deutliches Highlight des Albums. Nach diesen drei deutlichen Kaufgründen für alle Freunde dieser Sparte ändern No More den Kurs. Es wird ruhiger und in meinen Ohren deutlich schwächer und leider auch langweilig. Die Melodien des Titelsongs, "Take me to yours" und den weiteren ziehen nicht mehr sehr, das Album beginnt im Hintergrund vor sich hinzublubbern. Einzig "Leaving Berlin" erweist sich noch einmal als starker Track, ansonsten kann ich keine Anspieltipps mehr nennen. Sehr zwiegespalten bleibe ich zurück. No More können 2012 wirklich gute Lieder aufnehmen, die Spaß machen, die das Lebensgefühl und die Sounds vergangener Tage wiedergeben können und gleichzeitig nicht verstaubt sondern frisch und mitreißend klingen. Andy Schwarz' Gesang hat weiterhin hohen Wiedererkennungswert. Jedoch sind weite Teile des Albums furchtbar unpeppig und wenig mitreißend – deswegen 4 Punkte und die Hoffnung, dass das nächste Album einen einheitlichen Kurs mit sich bringt. PS: Wenn ich noch ein "Heroes" Cover höre fahre ich zu Herrn Bowie persönlich und bitte ihn, das covern rechtlich zu verbieten... Clan of Xymox, Henke, No More - Leute, eure eigenen Songs sind stark genug, lasst ab von dieser Legende.