Recoiled kommt unverhofft als offizielle Veröffentlichung der bereits in den letzten Jahren download-only verfügbaren Tracks aus frühen Nine Inch Nails Zeiten. Es war Reznors Wunsch, seine Tracks von Danny Hyde und Peter Christopherson neu bearbeiten zu lassen und so stellte er den beiden seine Original Multi-Track DATs zur Verfügung aus Perlen wie 'Gave Up' und 'Closer' etwas ganz Neues zu erschaffen. Dass er Coil als echte Inspiration für sein eigenes Werk sieht, ist spätestens seit dem Seitenprojekt 'How To Destroy Angels' offensichtlich, das nach dem ersten Coil Release benannt wurde. Atmosphärisch dicht, noisy und ambient zugleicht haben die beiden Elektro-Pioniere die Tracks auseinander genommen und mit ganz neuen Sounds neu zusammengeflickt. Was bzgl. 'Closer' daraus geworden ist konnte man bereits in Teilen als Intro zum Film 'Sieben' hören. Die stampfenden Beats weichen unwirklich hypnotischen Sound-Collagen, die die Freakyness des genannten Films bestens widerspiegeln. Sounds kriechen durch das Unterholz, jederzeit zum Angriff bereit; der passiert nach 4:27, der Punkt an dem sich der Song entfaltet und offensiver sein garstig-schönes Gesicht zeigt. Es fiepst, kracht, dröhnt und Original-Parts werden mehr als dekoratives Beiwerk eingebunden. Schneller geht das bei 'Gave Up', das bereits nach zwei Minuten die Gitarren des Originals nach einem ebenfalls dicht gepackten Intro integriert. Weit weniger aggressiv dafür vielschichtiger als man es aus Reznors Klanglabors kennt, sägt der Track in sechs Minuten als Wohltat für alle Industrial Fans schöner denn je zuvor. 'The Downward Spiral kommt ganz ohne Beats aus und besticht damit ausschliesslich durch die Vielzahl der fragilen, sehr bewusst angeordneten Geräusche. Rohrschach-Testing für das Gehirn, so könnte man die Situation vielleicht beschreiben. Gleiches gilt für die Reduction von 'Eraser', die ebenso auf das Zusammenspiel der verschiedenen Sounds setzt und weniger auf rhythmus-getriebene Song-Strukturen. Die Erfahrung der Band mit Soundtracks, so zum Beispiel Hellraiser ist unverkennbar... Erstmals zu hören ist schliesslich der 'Baby Alarm Mix' als zweite Interpretaion von 'Eraser'. Hierbei wird mehr auf die ursprüngliche Struktur eingegangen. Wo die 'Reduction' eher in Richtung Coil schwingt, ist der 'Baby Alarm Remix' ein echter NIN Remix. Recoiled ist ein Leckerbissen für alle NIN Fans, denn es scheint, dass Reznor und Coil vereint im Geiste sind. Die Songs sind eine Steilvorlage, die Hyde und Christophersen mit Bravour nutzen und fünfmal in Reihe einlochen! Ein wenig krank allemal, aber das ist man von Trent Reznor ja sowieso gewohnt. Vergleicht man mit den aktuellen Remixen von Hot Chip oder Simian Mobile Disco, so greift man gerne auf Recoiled zurück...