Ägypten – Land der Pharaonen, hohen Kultur und der unvergessenen Kleopatra. Vorlage für ein Death-Metal Album, wohl kaum – oder doch? Nile machens möglich...Schon seit 1993 vermischen die Amerikaner brutalen Death Metal mit ägyptischen Einflüssen. Das dies funktioniert, bewiesen uns die Jungs mit ihren bisher vier Studioalben, wobei es “Black Seeds Of Vengeance" sogar zum Album des Jahres 2000 des Terrorizer Magazins schaffte. Auch textlich konnte Nile bisher viele Fans begeistern, nutzte Chefdenker Karl Sanders für seine Lyrics häufig alte Grabinschriften, Hieroglyphen oder Papyrusrollen. Da soll mal einer sagen, Metaller hätten außer Suff und Kutte nix anderes im Sinn... Doch wohin mag die Reise gehen? Mit „Ithyphallic“ haben die Männer rund um Sänger Karl Sanders und Riffmeister Dallas Toler-Wade ihr bislang extremstes Album in den Startlöchern, was einem schon nach den ersten Tönen das Hirn zermartert. „What Can Be Safely Written“ beginnt mit majestätischen Fanfaren, die einen noch in Sicherheit wiegen, um dich kurz darauf mit den einsetzenden Double-Beats und den zerstörerischen Gitarrenwänden gegen die Wand zu drücken. Danach entwickelt sich in über acht Minuten ein höllischer Trip in die unversehrte Rohheit des Death Metal. Mehrere Gitarrensoli zeigen die spielerische Genialität und dringen tief ins Mark – ein erster Vorgeschmack auf die folgenden 42 Minuten. Brecher auf Brecher folgt, einzig „The Infinity of Stone“ lässt mit seinem mystischem Drumspiel und den leichten Akustikgitarren den Hörer kurz verschnaufen. Die Geschwindigkeit der restlichen Stücke bewegt sich zwischen diabolisch schnellem Up-Tempo-Nackenbrecher und stampfendem Mid-Tempo-Wüterich. Mein persönlicher Liebling hört auf den Namen „The Essential Salts“ und definiert sich durch pfeilschnelle Drums, rasiermesserscharfen Riffs und martialischen Growls sowie einen für Nile-Verhältnisse recht eingängigen Refrain, gepaart mit einem leicht orientalisch angehauchten Gitarrensolo. Diese Mischung garantiert feinsten Hörgenus und sollte Live eine Granate werden. Aber auch Songs wie „As He Creates So He Destroys“ oder „Papyrus Containing The Spell To Preserve Its Possessor Against Attacks From He Who Is In The Water“ (was für ein Name) bleiben sofort im Ohr hängen, durchaus unüblich bei einem derart komplexen und progressiven Album. Keine Angst, wenn es ab und zu so klingt, als ob einem Walkman der Saft ausgeht, eure Anlage ist in Ordnung. Das soll so sein und zeigt darüber hinaus die fantastische Stimmenakrobatik von Karl Sanders. Und wo wir gerade beim Loben sind. Auch wenn diese Musik sicher nix für den Kaffeeplausch mit der Oma ist, sollte jeder musikinteressierte die unmenschlichen Spielfertigkeiten respektieren, denn so einen Speed verlangt höchste Körperbeherrschung und den Willen die Pyramiden zum Wackeln zu bringen. Zum Abschluss des Werkes ertönen bei „Even The Gods Must Die“ erneut königliche Fanfaren. In über 10 Minuten feuern die Amis noch mal ein Feuerwerk ab, Riffs en mass beherrschen diesen Kracher, welcher von leichten Chören und orientalische Klänge durchzogen wird. Die letzten Minuten chillen vor sich hin, leichtes Drums und eine verspielte Gitarre bereiten auf die Stille im Anschluss vor...doch wie heißt es so schön? Nach der CD ist vor der CD, also schnell die Repeat-Taste gedrückt und zurück in das Land am Nil. Killer! Für ganz Schnelle hat die Digipack-Version noch 2 Bonus-Tracks parat...Also ran an den Speck!