Neon Insect nennt sich ein Musikprojekt aus dem schönen Österreich und dem Saarland (weil Musik verbindet) und mit „Enigma“ bespreche ich hier ihr erstes Album. Die Musiker selbst wollen anonym hinter dem Bandnamen bleiben – sie wollen nur die Musik für sich sprechen lassen. Und so versteckt wie die Projekt-Mitglieder ist auch die Person auf dem Cover des Albums hinter einem Schleier. Das Cover ist dabei sehr gelungen, nicht nur optisch hübsch anzusehen, nein, es stellt auch die beiden Hauptelemente der Musik von Neon Insect dar: Orientalische Klänge und moderne Elektronik. „Enigma“ ist ein spannendes Hörvergnügen: die Band verbindet Elemente aus elektronischen Musikrichtungen (Ich mit meiner null-Ahnung in diesem Bereich würde sagen: Elektro, Techno, Drum'n'Base ?) mit Percussions und Klängen aus fernen Ländern. Ein moderner Trip durch 1001 Nacht. Die Musik ist untersetzt von Samples, Geräuschen und Vocal-Fragmenten und erinnert vielleicht auch an die Reise, die Martin Sheen in Apocalypse Now miterlebt: einen abstrusen Trip durchsetzt mit Zeitgeschehen und der Suche nach sich selbst. Dabei wechseln sich die Stimmungen immer wieder ab, nicht jedes Lied ist wie der Titeltrack mit technoide Bässe durchsetzt. Titel wie „My hindukush“ sind Mischungen aus Ritual und Wave. Und in dieser Mischung liegt mein Kritikpunkt an der CD, denn so sehr mir die Momente gefallen, in denen sich Neon Insect auf das Einfangen orientalischer Klänge konzentrieren, bei den elektronischen Parts gehen sie viel zu oft sehr plump vor. Vor allem der Bass ist mir viel zu einfach strukturiert – gerade ein solches Vorhaben, diese beiden Musikwelten zu verbinden hätte mehr Feinarbeit vertragen. Zwar gibt es nur einen wirklichen Ausfall („Enigma“ selbst ist ein unerträglicher BumBum Song mit einer Melodie, wie sie Scooter oder Terminal Choice nicht einfacher hatten machen können), dieser wird aber leider zweimal auf die Scheibe gebannt. Auch an anderen Stellen kommt eine technoide Stumpfheit durch, die nicht wirklich gefällt, aber die restlichen Elemente und der zurückhaltende Einsatz dieser harten Elemente machen Tracks wie „One step too close“ oder „Lost in India“ dennoch zu einem Genuss. „Neverending Part II“ ist ein weiterer sehr gelungener Trip durch fremde Welten – auch hier besänftigen mich die schönen Ritual-Elemente, wenn ich mich über der Bass aufregen will. Dieser Song findet sich am Ende der CD dann auch in drei Remixen – sehr interessant: Novastorm konnten zwar mit ihrer CD nicht im Mindesten punkten (Die Review findet man auch beim MK), ihr hellectro-artiger Sound kann aber durchaus gefallen. So gar nicht meins ist die Vartiante von DJ DuskDevil, denn der hier präsentierte harte und technoide Sound passt in meinen Ohren nicht wirklich zu den weichen Klängen des eigentlichen Tracks. Die abschließende Variante von Eternal Nightmare ist zunächst einmal dadurch etwas Besonderes, dass hier nicht nur musikalisch verändert wurde sondern auch ein eigener Text eingesungen worden ist. Eine sehr ruhige Version die perfekt in das von Neon Insect aufgebaute Szenario passt – Daumen hoch für diesen Remix und die Tatsache, dass die CD so passend abgeschlossen wird. Vielleicht finden Menschen, die mit modernerem Electro mehr anfangen können auch die technoiden Elemente gut, mir gefallen Songs wie der Titeltrack und die beiden ersten Remixe aber einfach so gar nicht. Aber es finden sich auch sehr viele wunderschöne Reisen in orientalische Gefilde auf dieser CD und Neon Insect verstehen es, beide Seiten gewinnend miteinander zu verbinden. Für weitere Releases wünsche ich mit mehr Kreativität bei den Bässen und weniger vorhersehbare Arrangements (man weiß einfach fast immer, wann der Bass wieder einsetzen wird). „Enigma“ lohnt sich aber in jedem Fall für alle, die ihren Elektro eben auch gerne mal mit anspruchsvoller Würze mögen und nicht nur Tanzfutter wollen. Erhältlich ist das Album als Download bei XenoBiotic.