Nach langer Wartezeit gibt es endlich wieder etwas Neues von Negru Voda zu hören und dabei handelt es sich nicht um eine, nicht um zwei, sondern gleich um drei CDs im Digipack. Diese Information relativiert sich wieder etwas, wenn man erfährt, dass auf dem Tripple-Album vor allem altes Material enthalten ist, wird aber auch gleich wieder aufgewertet, da es sich um längst vergriffene Veröffentlichung handelt. Peter Nyström, seines Zeichens Death-Industrial-Pionier und ehemaliges Mitglied der aufgelösten Megaptera, hatte Negru Voda schon zu Zeiten von Megaptera ins Leben gerufen. Aber erst nach deren Auflösung konnte sich das Soloprojekt so richtig entfalten. Das letzte Lebenszeichen von Negru Voda liegt nun auch schon etwas zurück: Vor zwei Jahren erschien eine limitierte Appetizer-Version des nun vorliegenden Albums "Våld de Luxe". Auf der ersten CD befindet sich neues Material, angefangen beim moloch-artigen und über 25 Minuten langen Titeltrack, der 2005 live im Club Quart aufgenommen wurde. Düsteres Beat-Trommeln, Schreie und metallene Geräusche blasen zum Weltuntergang, inklusive einer Vocal-Version von "Under The Ice" (ursprünglich auf der 7" Vinyl "From Liquid Steel To Frozen Metal" erschienen). Der Weltuntergang kommt zum Glück nicht, dafür aber Christian Pallentin alias P•A•L, der sich "The Fourth Coffin" vorgenommen hat, das sich wie ein rollender Monolith fortbewegt. Den Abschluss bildet der äußerst düstere und stimmungsvolle "The Dobruja Virus H1N1 Mix" in Zusammenarbeit mit Plague Machinery, auf dem auch Peter Nyströms Sohn Alexander zu hören ist. Auf 500 Exemplare limitiert erschien 1998 bei Old Europa Cafe die CD "Dark Territory". Das Album ist in einer neu gemasterten Version komplett auf der zweiten CD enthalten und wurde obendrein mit drei Bonustracks aus den Jahren 2004 bis 2008 ergänzt. Die Mischung aus brachialem Industrial und düsterem Ambient ist in ihrer ungebremsten Wucht ein finsteres und schweres Brett. Wie eine Maschinerie direkt aus der Hölle, angetrieben von unsagbaren Kreaturen stampfen, rauschen und dröhnen sich die einzelnen Tracks den Weg an die Erdoberfläche. Hier wird dem Begriff Death Industrial alle Ehre gemacht. Das Album war von über zehn Jahren schon schwer verdaulich und ist es heute immer noch. Jeder Hördurchlauf kommt einer Gehirnwäsche mit Elektroschocks gleich. Ein in seiner Intensität kaum noch zu steigerndes Erlebnis. Bleibt noch der dritte Silberling. Hier finden sich die Negru-Voda-Tracks der beiden Vinyl-Veröffentlichungen "AVA: (dunk)" von 2002 und der Split mit Des Esseintes von 2001. Diese vier Tracks entstanden mit Peter Nyströms langjährigen Freunden Mårten Kellerman und Magnus Sundström (u.a. Des Esseintes und The Protagonist). Im Gegensatz zur "Dark Territory"-CD sind die Songs nicht ganz so harsch und damit eingängiger, sieht man von "Live In Tokyo '79" ab. Das hört sich nicht nur irgendwie kaputt an, sondern kommt auch von einem defekten Instrumentarium. Hier diente eine gebrochene und wieder geflickte Schallplatte von Kraftwerks "Autobahn" als Grundlage. Witzige Idee, zerstörerische Umsetzung, erkennen tut man es aber nicht. Insgesamt ist "Våld de Luxe" also eine Veröffentlichung, um die man als Anhänger des skandinavischen Industrials schwerlich herum kommt. Zumal man es hier nun wirklich faustdick serviert bekommt. Zudem erhält der geneigte Hörer noch einen bemerkenswerten Überblick über das Schaffen von Negru Voda und obendrein auch noch einen Einblick in nicht mehr erhältliche Veröffentlichungen, der ihm entweder verwehrt bliebe oder viel Geld kosten würde. Das hört sich ja schon fast nach einem Pflichtkauf an…