Das selbstproduzierte Debutalbum der Münchner Nebelkrähe lässt sich gemeinerweise mit „Gut dedacht, lala gemacht“ abfertigen. Aber da das Bemühen einer ambitionierten Band auch mit mehr Worten gewürdigt werden sollte: Im großen und ganzen spielen die fünf jungen Herren Black Metal mit dem Ziel, kein typisches Standartwerk abzuliefern, sondern textlich und musikalisch progressiver zur Sache zu gehen. Das schön gestaltete und für die Musikrichtung eher ungewöhnliche Cover und das Booklet inklusive gelungener Bandphotos und der ersten Sichtung der Texte erweckten zumindest bei mir Interesse – als Fan von Nocte Obducta, Lunar Aurora oder Urfaust hofft man ja immer auf „die besonderen Klänge“ im Black Metal. Doch leider manifestiert sich bereits nach kurzem Probehören der Gedanke „Wie? Das wars schon?“. Nicht, dass Nebelkrähe ausgetrampelte Old-School-BlackMetal Pfade beschreiten: sie wollen sehr gerne progressiven und anspruchsvollen Schwarzmetal erschaffen, der disharmonisch, unzugänglich und unangenehm ist. Der den Hörer fordert und dessen Texte zum Nachdenken anregen. Aber von einer gelungenen Umsetzung ist die Band leider noch weit entfernt. Das fällt vor allen bei der Gitarrenarbeit auf, die viel zu oft einfache Standartriffs hervorbringen muss, weil es scheinbar noch nicht anders geht. Man merkt immer wieder, dass die Band vielschichtiger zu Werke gehen würde, wenn sie nur könnte. So aber klingen die kleinen Dissonanzen eher nach Verspielern (wenn man nicht wüsste, dass sie beabsichtigt sind). Böse Raserei wie zu Beginn von „Über den Fluss hinweg“ klingt noch eher nach schwer zusammenzuhaltendes Poltern, das Schlagzeug schlägt (hihi) zwar die Arbeit der Gitarren qualitativ, aber gerade bei schnellen Parts fehlt es an Genauigkeit. Und schließlich ist der Gesang äußerst zwiespältig. Einerseits faucht es herrlich böse und erinnert ungemein an Bluttaufe (die mit ihrem „Mein Fleisch an deinen Lippen“ leider nur ein Album hervorbrachten. Aber was für eins), andererseits ist dieses Fauchen viel zu eindimensional für die Inhalte der Texte. Und die wenigen Passagen, in denen versucht wird klar zu singen, sind einfach nur fürchterlichst. Nebelkrähe – mit einiger Übung an den Instrumenten, der Neugestaltung des Gesangs (eventuell auf klaren Gesang verzichten und lieber noch etwas Dornenreichflüstern einfügen oder die wenigen Growls ausbauen), einer Anti-Breisound-Produktion und Texten, die einfach noch etwas mehr Überarbeitung benötigen um nicht nach „ich will aber anspruchsvoll sein“ zu klingen sondern es auch wirklich sind – hat das Potenzial für eine richtig starke Band. Und vor allem spürt man bereits auf „entfremdet“, dass die Musiker die Energie und Motivation dafür haben. Das Album selbst aber ist eben doch nicht mehr als „gut dedacht, lala gemacht“.