Nachtmystium sind zurück mit einer kleinen EP, die Zusammen mit der Wiederveröffentlichung von ‘Assassins: Black Meddle Pt. 1’ den Labeleinstand bei Prophecy Productions darstellen. Ein Grund zur Freude?

Beim Beantworten dieser Frage muss sich die Band sicherlich gefallen lassen, dass man nicht nur die musikalischen Qualitäten berücksichtigt. Bandkopf Blake Judd arbeitete lange und intensiv daran, es sich mit Fans und Kollegen zu verscherzen: Sein Verhalten, ob nun von Sucht getrieben oder einfach als Charakterschwäche zu werten, hat tiefe Narben hinterlassen und bis heute sitzen Fans, die zuletzt bei Judd direkt bestellt hatten ohne Ware aber mit Frust im Bauch da. Auch die Geschichten rund um die ‘Allstar’ American Black Metal Band Twillight, deren erste beiden Alben auch aktuell von Prophecy neu aufgelegt wurden, lassen tief blicken und schlussendlich zog Wrest, seines Zeichens alleiniges Mitglied von Leviathan, die Konsequenz daraus, die Zusammenarbeit mit Judd und seinem Label Ascension Media vollständig einzustellen. Ich gehe davon aus, dass ein Label, dass sich nach all diesen Geschichten auf eine Zusammenarbeit mit Nachtmystium einlässt, weiß, dass sie nicht nur auf ihren Schützling achten müssen sondern sich auch einer gewissen Skepsis gegenüber bewähren müssen und tatsächlich folgte bereits Kritik, mit der Prophecy nun arbeiten muss, um den eigenen und bisher sehr guten Namen auch in diesem Fall zu wahren.

Lohnt es sich denn am Ende musikalisch, noch einmal Nachtmystium eine Chance zu geben? Auf ‘Resilient’ kann man zunächst mal wieder einen Kurswechsel feststellen – keine catchy Refrains, keine mitreißend aber wenig oldschooligen Kracher sondern monoton-mitteldüsterer DSBM. Man erkennt zwar die Band anhand Judds unverkennbaren, (und wenn man es mag) großartigen Vocals, jedoch ist der Geist der letzten Alben passé. Es finden sich in meinen Ohren ein guter Song, einmal Durchschnittsware, einen Filler und ein Intro, das man nur bedingt braucht auf der Scheibe und das man eigentlich direkt skippen kann. Da der einleitende Titelsong in meinen Ohren nicht über semispannenden Durchschnitt in diesem Subsubgenre hinauskommt, die meiste Zeit vor sich hinplänkelt und einzig der einsetzende instrumentale Druck im Refrain ein wenig aufhorchen lässt, gehe ich gleich zum Höhepunkt “Silver lanterns” über. Etwas peppiger in der Einleitung und mit einem wunderbar sehnsüchtigen Riffs ist dieser Song hoffentlich der wahre Vorbote eines kommenden Albums, denn so könte Nachtmystium durchaus sehr schmecken. Mein größter Kritikpunkt an der Ep findet sich aber in der stilistischen Ausrichtung, da die Band nun stark ausgetrampelte Pfade abwandert und sich dabei nur das abschließende “Desert illumination” als besonders absetzt (wenn auch nicht besonders spannend). Eine eingangs eher träger und später viel zu monotone Odyssee durch die namensgebende Wüstenlandschaft mit einigen Anleihen an psychedelische 70er– ich weiß nicht, ob das jemand so wirklich gebraucht hat.

Und so bleibt musikalisch/künstlerisch leider nicht allzuviel Positives, dass einen Kauf begründet oder die Missetaten Judds gerne vergessen lässt: Auf der Haben-Seite stehen ein wunderbares Artwork und ein bockstarker Track depressiv-schwarzmetallischer Tonkunst. Diesem einen gelungenen Song stehen aber 2 ½ wenig notwendige Filler gegenüber und da Nachtmystium einen davon als Titelsong hernehmen, nähere ich mich einem kommenden Album eher mit Vorsicht.