Als Nachtmystium vor 10 Jahren ‚Assassins: Black Meddle Pt.1‘ auf den Markt brachten, war die Band zumindest in Amerika eine feste Größe im Black Metal, die Band noch nicht brkannt für ihre unerfreulichen Eskapaden von Bandkopf Blake Judd und die auf dem Album präsentierte Tonkunst brachte nicht nur Freude im Fanlager. Ist das noch Black Metal? Darf man mit ununchristlichen Instrumentarium wie Saxophonen experimentieren? Darf man catchy Refrains zum Mitgrölen präsentieren? Nachtmystium erfanden an keiner Stelle das Rad neu, aber dennoch war die Mischung befremdlich für ein größeres Publikum.

Einige hassen es, einige lieben es – Nachtmystium spalten die Gemüter, aber in meinen Ohren haben sie insbesondere nach dem Kurswechsel, der nun eben vor 10 Jahren stattfand, einige schmissige Hits auf den Markt geworfen, die man nicht kleinreden sollte. Klar, Diskussionen darum, ob Black Metal das darf und wie trve Judd ist dürfen an anderer Stelle gerne geführt werden, doch Songs wie „Ruined life continuum“ und „Silencing maschine“ halte ich für saustarke Hitnummern, die eine angenehme Verknüpfung zwischen Black Metal und Rock und Pop darstellen. Und ja, ich zumindest kann das genießen, ohne verzweifelt kreischend durch die Wälder Norwegens zu wandern und den Untergang des Pandalandes zu erahnen. Deswegen ist es erfreulich, dass Prophecy US die Zusammenarbeit mit Judd auch damit begonnen haben, das vergriffene Werk erneut auf den Markt zu bringen. Leider aufgrund des Lizenzrechtes nur Prophecy US, aber die Bestellung klappt reibungslos und Amerika wünscht sich ja derzeit dringend mehr Exporte.

Ist ‚Assassins: Black Meddle Pt. 1‘ also ein wichtiges Album…? Das würde ich so nicht sagen, aber die schwarzmetallische Hommage an Pink Floyds sechstes Studioalbum ‚Meddle‘ hat mit all seinen Klangexperimenten, die auch mal ins Leere verlaufen, einiges zu bieten: „Assassins“ ist zum Beispiel so ein herrlicher Batzen räudiger Tonkunst, Judds heiseres Röhren für mich eine der größten Stärken der Band und der einsetzende Refrain jedes Mal ein Freudenfest. Bis dahin solider bis guter Black?Metal, dann mitreißender Hit. „Ghosts of grace“ gelingt dies fast genauso und „Omnivore“ reitet extrem abwechslungsreich durch unterschiedlichste Motive. Ansonsten finden sich viele gute und solide Momente in den 45 Minuten, aber so erging es mir stets mit Nachtmystium – kein Album hat mich je vollkommen überzeugt.

Braucht man ‚Assassins: Black Meddle Pt.1‘ unbedingt im Schrank? Nur als Fan von Nachtmystium. Doch sollten alle anderen, die das Album und die Band bisher nicht wirklich verfolgt haben ein Ohr wagen, denn eines kann man der Band deutlich attestieren: Sie haben einen sehr eigenen Sound entwickelt mit hohem Wiedererkennungswert. Man sollte die Band und ihre Werke auch nicht verdammen, nur weil sich ihr Bandkopf oft wie ein Vollpfosten benahm (gerade im Black Metal sollte man da ganz vorsichtig sein, sind doch seit Beginn der zweiten Welle in den 90ern einige der schillernsten Personen auch gleichzeitig einige der streitbarsten) oder weil die Band sich hier vom trven Weg des aufrechten Black Metals entfernte. Nein, es ist gut so, dass man wieder an das Album herankommen kann.