Der Österreicher Thomas Rainer bedient seit mehr als zehn Jahren mit seinem Gothic Rock Projekt L’Âme Immortelle die schwarzen, Melancholie getränkten Gefilde und mit seinem harschen Nebenprojekt Siechtum das Industrial/Noise Genre. Seit 2007 fügt Rainer seiner musikalischen Projektliste eine weitere Band hinzu: Nachtmahr ist die aktuelle Plattform für technoide, Industrial beeinflusste Kreationen, die sich über die bisher erschienenen Veröffentlichungen "Feuer Frei!" und "Katharsis" bereits im nationalen und internationalen Clubsektor etablieren konnten. Mit "Alle Lust Will Ewigkeit" erweitert sich die Diskographie um ein weiteres Album, das zweite nach dem 2007-Debut "Kunst und Krieg". "Ich habe nur ein einziges Interesse: ob ihr lebt oder krepiert ist mir egal - ich will euch tanzen sehen !" Die Aussage ist klar, präzise und simpel. Nachtmahr beschwört den Krieg auf der Tanzfläche, gibt seinen Tanzbefehl und kredenzt zu dessen Umsetzung und Ausführung die passenden elf Titel. Eröffnet wird "Alle Lust Will Ewigkeit" vom gleichnamigen Titelstück, in dessen erste Strophe die Zeilen Nietzsches einfließen. Noch recht verhalten und schüchtern fungiert der Opener marschierend als Wegbereiter zur Tanzfläche. Dort angekommen, begegnet man in "Code:Red" Tom Cruise in seiner Rolle als Navy-Anwalt in dem Film "Eine Frage Der Ehre". Dem Sample folgt ein Soundinferno, welches ebenso wie in "Vendetta", "Weil Ich’s Kann", "Mörder" und "Träume" darauf angelegt ist, die Clubflächen zu entzünden. Die Beat-Bombardements erinnern an ähnliche Beiträge genreverwandter Bands, auch die bekannte und kontroverse Machart von beispielsweise Straftanz schimmert unverhohlen in den Titeln durch. Dass die Titel aus dem Album "Alle Lust Will Ewigkeit" ausschließlich auf die Tanzfläche abzielen ist weder verwerflich noch schlimm. Dass es Nachtmahr allerdings nicht schafft Niveau, Frische und eine gewisse Ernsthaftigkeit unterzubringen dagegen schon. Schnell erschöpft sich das musikalische Spektrum. Die immer gleichen Strukturen, Tempi, Synthsounds und gleich eingesetzten Schreivocals werden dem Hörer um die Ohren geschleudert. Hinzu kommt, dass die Texte ebenso plakativ, abgelutscht und nichts sagend sind wie die (ich nehme an) gewollt erotischen, vermeintlich Aufschrei erregenden Fotos in eindeutigen Posen, die im Booklet begafft werden wollen. Und ob Thomas Rainer bei der Nummer "Klinge" (es geht um Selbstverletzendes Verhalten) das Verherrlichen mit dem Provozieren verwechselt hat oder den Unterschied nicht kennt, kann wahrscheinlich nur er selbst beantworten. Schade, dass Nachtmahr nicht mehr aus seinem Potential gemacht hat. Und schade, dass vermutlich sehr vielen Tanzwütigen genau das hier Erbrachte schon reichen wird...