Wenn Industrial Acts sich entschließen, ein Livealbum zu veröffentlichen, ist das immer eine Gradwanderung. Denn viele haben anscheinend entweder Probleme damit, die Liveperformance hörergerecht auf eine CD zu bannen oder etwas Improvisation oder neue Schattierungen in die Musik einfließen zu lassen. MZ.412 bzw. Maschinenzimmmer 412 schreckten vor diesem Schritt nicht zurück. Müssen sie auch nicht, denn schließlich spielt das Projekt um Henrik Nordvargr schon seit 15 Jahren in der Industrial-Liga ganz oben mit. Ihr nun erstes Livealbum "Live Ceremony" wurde von Heiko Meyer anlässlich des "Collapse"-Festivals in Rostock aufgezeichnet, bei dem MZ.412 einen ihrer raren Liveauftritte hatten.

Und das an einem ganz besonderen Ort, denn die Band performte im Laderaum eines Fischdampfers, der MS "Stubnitz“. Das zweite Release des Labels Pagan Dance ist damit allein durch seine Protagonisten eine kleine Besonderheit. Noch dazu sind die ersten 412 Exemplare (wie viele auch sonst) besonders gekennzeichnet. Da heißt es, schnell zugreifen. Als eine der Bands vom Düster-Industrial-Label Cold Meat, weiß der geneigte Hörer schnell, was ihm auf diesem fast einstündigen Opus erwartet. MZ.412 geben einige ihrer Highlights zum besten, darunter auch "Act I - Begraving" vom "The Absolut Supper"-Sampler, das hier allerdings mit "Act III" betitelt ist. Generell haben es sich MZ.412 gespart, die einzelnen Stücke genau zu bezeichnen. Aber das macht es um so spannender. Die von MZ.412 vorgetragenen Songs "Act I" bis "Act VII" bedienen sowohl die ruhigeren und rituellen als auch die rhythmuslastigeren Spielarten der Band.

Von undefinierbarem Dröhnen, untersetzt mit Nordvargrs verzerrt und weit entfernt klingenden Vocals bis hin zu regelrechten Noise-Eskapaden, mit mal mehr, mal weniger Rhythmus darf man sich hier die Volldröhnung geben. Den Höhepunkt erreichen MZ.412 mit dämonischen und disharmonischen Chorgesängen bei "Act VII", bei dem man meinen könnte, direkt vor einem würde sich der Höllenschlund auftun. Und damit nicht genug der behaglich mephistophelischen Stimmung. "Live Ceremony" enthält auch noch drei seltene Stücke von Folkstorm, dem MZ.412-Nebenprojekt. Zwei davon erschienen bisher nur auf der CD-R "The Culturecide Campaigns", eins wurde bisher noch gar nicht veröffentlicht. Die mehr in Richtung Noise tendierenden Songs sind benebelnd und verstörend zugleich. Brummen, Rauschen, Detonationen und Töne, die wie Schreie klingen sowie unterschwellig eingesetzte Samples sorgen für eine regelrechte Gänsehaut. "Live Ceremony" ist ein wirklich gelungener Livemitschnitt, eine Kakophonie der dunklen und geheimnisvollen Sorte. Man bereut es regelrecht, nicht beim Konzert dabei gewesen zu sein...