Nach „Edge of Dawn“ und „Moments“ folgt nun der dritte Streich namens „Augenlicht“ des 2000 gegründeten Naumburg/Weißenfelser Projektes Mystery of Dawn. Das 19-Track-starke Album sollte bereits im Dezember letzten Jahres erscheinen. Doch aus irgendeinem mysteriösen Grund hat sich dies nicht zugetragen. Im März 2009 hat „Augenlicht“ nun zumindest auf digitalem Wege das Licht der Welt erblickt. Und wie es uns der Albumtitel schon fast verrät, werden einem die Augen geöffnet. Zum Release gibt es eine beachtliche Artwork, die sich wahrlich sehen lassen kann! Jeder einzelne Track wurde in Form eines dazugehörigen Shoots förmlich untermalt. Aber natürlich soll das Hauptaugenmerk hier natürlich auf der Musik liegen. Das Konzept von Stephan Lampe (Vocals, Electronics, Lyrics) und Holm Mika (Guitar) ist keineswegs simpel: Jeder Track soll anders klingen. Das ist bei 19 Tracks eine sehr schwierige Herausforderung, welche wir uns nun einmal zu Gehör kommen lassen wollen und Song für Song unter die Lupe nehmen werden. „Evolution“ ist einwandfreies Tanzflächenfutter. Hier trifft ein Sample auf technoide Soundteppiche, Klavierspielereien (im Hintergrund) und einen mit Effekten versehenen männlichen Gesang. Hinzu kommen eingängige, rhythmische Beats. „Sex sells (kurz)“ ist ein recht poppiger Song. Man hört zunächst wieder ein Sample. Dann rauschen Gitarren, klangvolle Synthesizersounds und poppige Rhythmen sowie glasklarer Gesang Gesang in die Ohrmuscheln. Das Ergebnis ist recht poppig. Mit „Schlaflos“ ist den beiden Herren ein sehr interessantes Stück gelungen. Das Hauptelement ist die Gitarre, welche tief ins Ohr geht und dort die kleinen Härchen aufgrund ihrer atmosphärischen Vielfalt tanzen lässt. Dazu deutschsprachige glasklare Vocals plus ein Quentchen Melancholie, welche durch die Töne eines Saxophones noch besonders unterstrichen wird. „Waves“ ist ein sehr Synth-Pop lastiger Track. Wieder kommt ein Sample zum Einsatz, welches durch spielerische, melodische Sounds, eingängigen Beat und englische, harmonische Vocals abgelöst wird. GENIAL, ein anderes Wort würde Track Numero 5 „Blood Screaming“ wohl kaum besser beschreiben. Hier hört man ein durchgängiges Sample, welches von einem filmmusikähnliches Soundgerüst sowie halb gesprochenen, halb geschrieenen Vocals begleitet wird. Mit „Suicide“ liegt ein sehr tranciges Stück vor. Dieses Mal bedient man sich eines englischen Samples, welcher umgarnt ist von glockenklaren Sounds, einem trancelastigen Klangteppich, Rhythmus und verzerrten deutschsprachigen Vocals. Weiter geht es mit „Collapsing World“, welches durch sein ruhiges, harmonisches Soundgerüst, einvernehmende Sounds sowie englische, melancholische Vocals besticht. Gänsehautcharakter! Als weiterer harmonischer Ohrenschmaus reiht sich „Control“ gleich hintenan. Beginnend mit einem Sample, hinzu eine Computerstimme, Drum’n’Bass Rhythmen, schrille Gitarreneinwürfe und melodische Synthsounds. Als weiterer Tanzflächenknaller entpuppt sich „Stolz 2006“. Wieder erhallt eine Computerstimme, welche von technoiden und trancigen Sounds begleitet wird und besonders durch ihre harte, deutschen Vocals zu überzeugen weiß. Bei „Somebody dark“ reichen sich gefilterte und verspielte Synthesizer und harmonische Analogsynthies die Hand. Hinzu eine gehörige Portion stilvoller und rhythmischer Beats, klare, melancholische englische Vocals (teils verzerrt). Erinnerungen an VNV Nation oder auch Apoptygma Berzerk werden wach .... Nach der Halbzeit gibt es mit „Dancing“ direkt etwas zum Abtanzen schlechthin. Es entfaltet sich ein äußerst harmonisches Soundgefüge, welches von eingängigen Beats, englischen, sehr melancholisch vorgetragenen Vocals und Gitarrenklänegen untermalt wird. Bei Track Nummer 12. „Sunbeam“ trifft Synthpop auf Computersound. Hier stellt man seine Fingerfertigkeit am Synthesizer besonders unter Beweis, welche mit poppigem Beat und verzerrten englischen Vocals begleitet wird. „Vergiss nicht“ bringt etwas zum Nachdenken mit sich. Zu Beginn wieder ein Sample, dann klangsatte Synthesizerspuren, krachende taktfeste Beats, deutsche hallende Vocals und Gitarrenklänge. Song 13 „live the moment“ isr wieder einer derjenigen, auf welchen man richtig gut Abzappeln kann. Das technoide Soundgerüst vereint sich bestens mit den eingängigen Beats und den englischsprachigen Vocals.. „Krümel“ ist ein ganz außerordentlicher und schriller Track. Hier bekommt man ein durchgehendes Sample in die Ohren berieselt. Märchenstunde ist angesagt. Ein Kind liest uns Grimm’s „Hänsel und Gretel“ im Kurzformat vor. Dies wird begleitet von einer Akusitik-Gitarre sowie trancelastigen Synthesizersounds und Beats, was insgesamt irgendwie sehr strange rüberkommt. Bei „Last words“ breitet sich ein unwahrscheinlich athmosphärischer Klangteppich aus, welcher sehr trancig und technoid daher kommt. Poppige Beats vereinen sich mit englischen (teils verzerrten) Vocals im Halleffekt und einer elfengleich weiblichen Stimme. Was dabeiheraus kommt? Ein rhythmisch poppiges Kopfkino. „Endlich frei“ besteht aus einem minimalen Soundgefilde mit Analogsynthesizern, Gitarre, Akkustik-Klampfe, poppigen Beats und deutschen (wiederum teils verzerrten) Vocals sowie weiblichem Gesang. Insgesamt ein rockig, poppiger Song. Danach folgt der „Endlich frei EN RMX“, welcher sehr ruhig beginnt. Die Stille wird jedoch rasch in bestechende Elektrosounds und rhythmische Beats umgewandelt. Hinzu kommt ein Duett aus deutschsprachigen, verzerrten, männlichen Vocals und weiblichen Vocal-Parts. Ein richtig feiner Electro-Pop-Song. And last but not least gibt es mit „Friendly fucked“ noch einen absoluten Tanzflächenkracher auf die Ohren! Hierzu nutze man ein englisches Sample, technoide Soundtüfteleien sowie harshe und rhytmische Beats. Nach dieser Analyse kann nun auch ich behaupten, dass jeder Song anders ist und jeder auf seine eigene Art und Weise für sich spricht. Kompliment für diese Vielfalt und den ausgesprochenen Ideenreichtum. Somit dürfte für jeden etwas dabei sein, ob Club-DJ, ob Herzschmerz-Patient oder Tanzwütiger. Mit „Augenlicht“ offerieren uns Mystery of Dawn ein wahrlich abwechslungsreiches und viel versprechendes Album, welches ein breit gefächertes Publikum anpeilt und somit seine ganz eigene Nische geschaffen hat. Ganz große Klasse!