Ein entspanntes, akustisches und ausdrucksstarkes Album haben wir in diesem Jahr von Tracey Thorn erwartet und wurden leider ein wenig enttäuscht. Zwar klingen My Little Tramp nach everything but Tracey, aber die lockere Lebensfreude ohne strombetankte Instrumenten nimmt man ihnen dieses Jahr eher ab. Mal ganz ruhig, mal eher flüssig folkig, aber immer mit großem Gefühl für die Musik gibt’s in zweiundvierzig Minuten was auf die Ohren, das Freude bereitet. Die Freiheit schwingt immer mit und die Unbeschwertheit sowieso. Vielleicht hat Nils Brunkhorst noch immer eine geheime Hanf-Plantage wie in Lammbock, wo er an der Seite von Herrn Bleibtreu zum beliebtesten Pizza-Bäcker Würzburgs avancierte. Musikalisch fast noch erfahrener ist Anna-Lena Posdzich, die vielen Bands einen gekonnten Bühnen-Background spendierte und bei My litte Tramp mit Instrumenten und stimmlich in den Vordergrund tritt. Wenn die Songs auch alle sehr konventionell angelegt sind, kommt die Band nie in die Verlegenheit vorausschaubar zu klingen. Parallelen zu Taxiride und manchmal auch zu Dodgy kommen einem in den Sinn, und das ist sicherlich ein Kompliment. ‚Pieces of my heart’ geizt nicht mit sommerlichem Gitarrenspiel und gibt Anna-Lena die richtige Bühne für ihre melancholisch rauchige Stimme. Produktionen im Hochbeat-Bereich überlässt man bewusst anderen. Mehrstimmigkeit genauso wie zerbrechlich klingende Balladen verzaubern und machen bewusst, dass sich Offenheit für einen weiten Range musikalischer Stile oftmals bezahlt macht.