Eigentlich ist es schon erstaunlich, dass Mothboy's Simon Smerdon neben dem Touren überhaupt noch dazu kommt, ein Album zu veröffentlichen und dann auch noch so eins! Konnte es nicht reichen, einfach noch einmal so ein Album wie "The Fears" zu veröffentlichen, mit dunklen und ein wenig experimentellem Electro? Musste es ausgerechnet "Deviance" sein, dessen allumfassende rote Farbe schon allein ein Schlag ins Gesicht ist? Woher nimmt sich Herr Mothboy das Recht, dieses süchtigmachende Derivat elektronischer Musik unters Volk zu streuen? Haben wir denn nicht schon genug Probleme, ohne dass wir ständig die selbe Musik hören müssen, angekettet an ein leuchtend rotes Album? Mothboys Schlag ist vernichtend und universell. Wie aus der hohlen Hand verbindet er Electro, Techno, House, Hip Hop, Jazz und 60er-Jahre-Flair, vereint John Coltrane mit John Barry und moderner Musik, schlägt die Brücke zwischen Hip Hop und Electro und erfindet sich selbst neu. "Deviance" ist eine Art Easy Listening ohne Easy, Techno mit Tiefgang, IDM mit Aussagekraft. Man wird regelrecht wachgerüttelt und merkt, das es sie doch noch gibt, die neue innovative Musik die Spaß macht und eben süchtig. Fette Beats, Klavier- und Bläsersamples, Orchester-Einspielungen die klingen wie von Ennio Morricone komponiert und Gesang formen ein herrlich unkonventionelles und trotzdem ansteckendes Album. Der auf "Outside" zu findende Gesang stammt von Suzi C, de dem Song neben dem Trip-Hop noch Laszivität verpasst. Zudem wäre da noch der Rap von Akira The Don mit seinen schneidenden Worten den Track "I Can See Cities" zu einer Hasstirade vorantreibt. Zu guter letzt bleiben noch Soraya Mir und Son Of King Rebel, die im Duett dem fantastischen "Down" ein Gesicht geben. Ebenfalls zu erwähnen wäre auch noch Cardopusher, der dem "Gutter Song" ein Breakcore-Antlitz verpasst, auch wenn dieser Song zu den schwächeren auf dem Album zählt. Wer gern abtanzen möchte, dem sei "Selfish Plan" ans Herz gelegt, dessen Beat alles überrollt. "Deviance" ist ein Album, das kaum Wünsche offen lässt und von vorn bis hinten gefällt. Der Nachfolger dürfte es schwer haben, das noch zu toppen.