Morrissey legt nach; für die Sammler und Fans, die nicht genug kriegen können von seinen Songs, vor allem vom Frühwerk, den ersten Jahren nachdem The Smiths sich trennten. Diesmal ist es ‚Bona Drag’, der zweite Longpayer, oder besser gesagt die Singles-Compilation nach dem ersten Album ‚Viva Hate’, die extended und soundtechnisch ‚aufgemozzt’ noch einmal aufgelegt wird. Ganze zwanzig Tracks spendiert der große Barde mit der arrogant-depressiven Grundhaltung diesmal und die Bonustracks sind tatsächlich neu. Zumindest offiziell, denn den ein oder anderen Track fand man bereits auf einschlägigen Bootlegs zuvor. Acht der größten Singles wurden damals mit sechs B-Seiten auf ‚Bona Drag’ veröffentlicht, allen voran ‚Everyday is like Sunday’, dem Song, der für eine bitterböse Hommage an all die englischen Küstenstädte steht. Klanglich auf jeden Fall ein Mehrwert, der auch damit gefeiert wird, dass man den Song in England sogar erneut als Single in drei Formaten veröffentlicht. Aber auch Songs wie ‚Ouija Board’ oder ‚Suedehead’ hört man gerne klar wie nie zuvor. ‚Bona Drag’ zeigt eindrucksvoll auf, dass sich Morrissey damals Ende der Achtziger vom Split der Smiths nicht beeindrucken ließ und ähnlich kreativ wie vorher mit Marr und Kollegen weitermachte. Die Hits zu ausführlich zu beschreiben ist überflüssig, deshalb gilt der Fokus den Bonustracks. Mit ‚Happy Lovers’ startet der Sixpack und beschert gleich eine zuckersüße Gitarren-Ballade ohne viel Schnick-Schnack. Textlich sehr gelungen muss der ‚Lifeguard on Duty’ den Sänger vor dem Leben retten, nicht vorm Ertrinken; eine typische Morrissey-Wendung. ‚Please Help the Cause against Lonelyness’ hätte in der enthaltenen Demo-Version vor sich hin swingend einen vollwertigen Song auf der ursprünglichen Veröffentlichung sein können wie auch ‚Oh Phoney’, das zwei Minuten lang sparsam instrumentiert den folgenden Refrain featured: ‚Who can make Hitler seem like a bus conductor? You do, oh Phoney you do’. Das ist Morrissey in Höchstform! ‘The Bed Took Fire’, eine Frühversion von ‘At Amber’, welches bereits als Bonus-Track der erweiterten ‘Viva Hate’ veröffentlicht wurde, ist der schwächste Track und klingt unrund. Besser dann schon wieder ‚Let the Right One Slip In’, das ebenfalls auf der neuen ‚Viva Hate’ bereits enthalten ist, hier jedoch in einer längeren, alternativen Version nochmal aufgelegt wird. Insgesamt ist mir Morrisseys Debut ‚Viva Hate’ zwar aufgrund der Stimmigkeit der Songs und Perlen wie ‚Margaret On The Guillotine’ noch mehr ans Herz gewachsen, ‚Bona Drag’ jedoch ist im Vergleich zu vielen Releases aus dieser Zeit noch eine ganz eigene Klasse. Mit dem ursprünglich angedachten Artwork und neuen Fotos ein nettes Sammlerstück.