Unter dem Namen Klima ist René Klimaczweski schon seit 2001 eifriger Klang-Produzent und war u.a. bei Daniel Myer's bzw. Architect's "The Analysis of Noise Trading" für Fx-Sounds zuständig. 2008 weitete er sein Projekt-Portfolio aus und gründete Exocet und Morbus M., mit denen er sich experimentell den Industrial-Soundscapes annäherte. 2 Exocet-Alben später folgt nun mit "Forget The Past" das (von Manuel G. Richter aka Xabec gemasterte) erste Album als Morbus M., und bietet damit eine bedächtigere und atmosphärischere Alternative zu seinen übrigen Projekten. Alle Stücke der Platte teilen sich ein gewisses Set an Merkmalen, so zum Beispiel die teils ausgiebigen Samples aus Reden, Nachrichten oder Dokumentationen, die sich auf Themen wie Umweltzerstörung, Irak-Krieg, Korruption u.ä. beziehen. Desweiteren ist der langsam bis mässig schnelle Rhythmus zwar breakbeat-artig, aber immer mehr oder weniger stark verzerrt und verspielt, sodass er abwechselnd mal eher an IDM-Strukturen, Rhythmic Noise oder auch Tribal Industrial erinnert. Hinzu kommt eine vielseitige Geräuschkulisse urbanen Lebens und subtile Melodien, die z.T. stärker im Vordergrund stehen (z.B. bei "Simple Play" und "Between The Things") und von Klavier- und Streicher-Spiel getragen werden, ansonsten aber fast untergehen bzw. sehr minimalistisch arrangiert sind. Düstere verzerrte Synth-Flächen (oder tiefe Gitarren-Feedbacks wie bei "Like Rats In Cages") und manchmal schwer differenzierbare Basslines kreieren dann in Kombination mit dem Genannten und repetitionsbedingtem Trance-Zustand eine ambivalente Stimmung im trostlosen Niemandsland zwischen Freude und Trauer. Hervorzuheben ist hier das letzte Stück, welches im Gegensatz zu allen anderen, stark rhythmusorientierten Nummern auf Beatwork verzichtet und eine eindrucksvolle Atmosphäre hervorbringt, wie man sie sonst aus dem Dark Ambient-Bereich kennt. Eine gewisse Schnittmenge zwischen Morbus M. und Exocet ist kaum zu überhören, doch konzentriert sich Klimaczweski auf "Forget The Past" (übrigens eine Referenz zu dem nicht selten gesampelten "So Get Up" von Underground Sound Of Lisbon) auf die ruhigeren, ambient-orientierten Aspekte, und unterzieht sie einer intensiven Distortion-Therapie. Problematisch ist für mich der repetitive Charakter mancher Stücke, der nicht immer den gewünschten Effekt auf mich hatte und auch mal zum weiterklicken verleitet hat, wobei mit häufigen Unterbrechungen und Einspielern, gelungenen Sound-Spielereien und rhythmischer Variation durchaus Abwechslung innerhalb der Stücke geboten wird. Zielgruppen könnten Menschen mit Faible für Rhythmic Noise sein, die aber auch mal entspannen wollen ohne auf das gewisse Maß an Industrie verzichten zu müssen, oder auch Dark Ambient-Fans, die es gerne etwas kantiger und kratziger hätten... oder Freunde des letzten Exocet-Albums.