Melodischen Synthpop aus Skandinavien brachte der hiesige Fan bislang in erster Linie mit Schweden in Verbindung und sicherlich nicht mit Finnland - denn erstens gehört dieser Staat entgegen anders lautender Aussagen diverser Fahnen-Experten gar nicht zu Skandinavien und zweitens scheint die die Pro-Kopf Verteilung von Synthesizern nicht annähernd so hoch zu sein wie im Land von Pippi Langstrumpf, Kalle, Michel, Bullerbü und der verrückten Fischpaste aus Aluminiumtüten, die entfernt an Astronautennahrung erinnert.

Diesen einleitenden Absatz habe ich zwar primär zur Demonstration meiner umfassenden kulturellen Kenntnisse geschrieben, doch dient er auch zur besseren Nachvollziehbarkeit so mancher erstaunter Ohren, die sich anfangs 2014 in den melancholischen Synthpop des finnischen Trios „Sad January“ verliebten und seitdem auf der Suche nach einem adäquaten Methadonprogramm sind. Da sich keine andere Band erbarmen konnte, auf einen traurigen Januar einen mindestens ebenso traurigen Februar folgen zu lassen, sorgten 2/3 der Sad January-Besetzung höchstpersönlich für Nachschub - unter dem Namen des Neben- (oder ursprünglichen Haupt-)projekts „Moonlight Affair“. Warum überhaupt eine zweite Band? Sowohl auf „Believe in Better“ (Sad January), als auch auf „Fatal Love“ (Moonlight Affair) finden sich wahre Klangperlen für Freunde einprägsamer, harmonischer, aber dennoch niemals kitschiger Melodien.

Ein wesentlicher Unterschied besteht jedoch in der Farbe der verwendeten Sounds, denn während der hausinterne Bruder eher dunkelblaue Moll-Töne anschlägt, trällern die hymnischen Kleinode unter dem Mondlicht der Hernesaho-Brüder deutlich fröhlicher und beschwingter aus den Boxen. „Calling For Amore“ oder „Femme Fatale“ bestehen zu 70% aus Italo-Disco, gewürzt mit einer Prise Pet Shop Boys zur „Yes“-Ära und Erasure: da weiß man, wohin die Reise ungefähr geht. Alle 8 Songs des vorliegenden Albums haben gemein, dass sie nicht als dreiminütige Radiokastrationen programmiert wurden, sondern tendenziell Facetten klassischer 12“ Versionen aufweisen. Dazu passt auch die Einteilung der CD in eine A-Seite („Fatal-Side“) und B-Seite („Love-Side“), ohne dass ich daraus ein tiefergreifendes Konzept ableiten könnte. Der Sound bleibt auf A- und B-Seite konstant - ohne große Überraschungen, allerdings auch ohne qualitative Abfälle. Ein Song für die Tonne ist nicht dabei, wobei „If You Wanna“, Cry For Love“ und „Future Love“ als Anspieltipps genannt seien.

Joonas und Jaakko Hernesaho haben mit ihrem neuen Synthpop-Projekt erneut bewiesen, dass sie ein talentiertes Händchen für die Komposition einschmeichelnder Melodien haben und ihre Musik mehr Aufmerksamkeit verdient. „Moonlight Affair“ sollte vor einigen Jahren sogar komplett eingestampft werden, bevor das russische Label SP Records auf das Duo aufmerksam wurde und sie zur Produktion des Albums überredete. Diesem Schritt gebührt ein großer Dank, verbunden mit der Hoffnung, als Nächstes wieder etwas Neues von „Sad January“ hören zu dürfen.