Oh je! Ein Konzeptalbum! Bernd Scholl, Mellow-Elektroniker vor dem Herrn mit einem Output der unglaublich ist, hat sich über ein Jahr Zeit gelassen sein neuestes Werk ‚World of Apes’ aufzunehmen. Mit dem Rüstungswahnsinn, den Atomwaffen, die noch immer nicht aus unserer Welt verschwunden sind, befasst sich das Werk. Klingt betroffen, ist es aber zum Glück nicht, denn alleine schon wenn man die Bilder im Booklet anschaut merkt man, dass Scholl mit ein wenig Zynismus und punktuellem Abstand zum Thema die richtige Herangehensweise gewählt hat. Musikalisch sind seine Recherchen in verschiedenster Weise eingeflossen. Sowohl mit historischen Tondokumenten, wie bspw. ein Bericht über die Trinity Tests, der ersten Kernwaffenexplosion als auch durch Integration und Umsetzung von Meßreihen derselben Tests in Musik. Düster-ambiente Flächen mit bedrohlichen, tiefen Synthsounds ohne Beat begleiten den Report und schaffen so das richtige Surrounding. Viele der anderen Stücke schließen dann jedoch an dem an, für das wir Moonbooter kennen, Referenzen an die großen Synth-Instrumentalisten des letzten Jahrtausends. Vielleicht auch aufgrund des eher nachdenklichen Themas sind es jedoch diesmal mehr Parallelen, die einem den legendären Blade-Runner Soundtrack in den Sinn kommen lassen. Gerade die beiden Opener ‚Living In Apeland’ und ‚Inside Nukes’ erwecken diesen Eindruck. Vielschichtigkeit ohne Überfrachtung ist die Kunst in diesem Genre und das schafft Moonbooter durchgängig in seinen Stücken. ‚M.A.D.’ mit seinen Kraftwerk-nahen Vocoder-Fragmenten bleibt ebenfalls im Lowbeat-Segment und wärmt die Atmosphäre wie die aufgehende Sonne über dem Testgelände in New Mexico. Das Album ist ein echtes Album zum Zuhören und eine 5:1-Version wäre bestimmt ein Erlebnis, was sich hier lohnen würde. Die zweite Hälfte führt den Leser in eine hoffnungsvollere Welt. Der ‚Atomic Train’ ist das Vehikel und transportiert zwischen ‚Neon Lights’ und OMD starke Songstrukturen, genauso wie das ebenfalls treibende ‚A New Hope’. Die stille Überraschung auf dem Album ist ‚You Will Be OK’, das klassischen Electropop zwischen Noyce TM und Mind In A Box wie selbstverständlich zwischen den anderen Stücken einflechtet. Gross! Eine gewisse Begeisterung kann man dem Review sicherlich entnehmen. Umso schöner wenn diese ganz ehrlich sein kann und nicht im Verdacht einer Hype-Welle stehen muss. ‚World of Apes’ kann ich nur jedem ans Herz legen, der sich gerne mit Klängen Geschichten erzählen lässt. Abwechslungsreich und zugleich schlüssig ein Werk, dem mehr Aufmerksamkeit gebührt. Oh Wow! Ein Konzeptalbum das Freude bereitet!