Prophecy Productions wenden sich immer häufiger osteuropäischer Folklore zu und mit vorliegendem fünften Album der Russen Moon far away ist ihnen ein kleiner, aber feiner Glücksgriff gelungen.
Man muss schon einen Hang zu eben jenem Klangkosmos haben, um ‘Athanor Eurasia’ wirklich genießen zu können. Denn über weite Strecken des Albums wird man alten Volksliedern aus dem Norden des Landes und der damit einhergehenden Rhythmik und den leiernden Gesangslinien begegnen. Doch der Einstieg ist zunächst recht westlich: ein Ambientstück als Intro und eine mehr als deutliche Huldigung Sol Invictus’ in Form des Openers “The black flag of europe”. Ein schönes Stück, der typische Sound des Vorbildes und auch gesanglich orientiert man sich an den Engländern (wirkt dabei aber nicht leicht neben der Spur, ganz im Gegensatz zum Vorbild Wakeford). Dann geht es ganz weit nach Osten und von nun an wird mit Ausnahme eines Coversongs auch in der Landessprache gesungen, weswegen mir Inhalte fern bleiben.


Moon far away bewegen sich mit ihrem Album traumwandlerisch durch die kargen, einsamen Landschaften, die Lieder und insbesondere der weibliche Gesang, der von nun an vorherrscht, vermitteln eine tiefe Melancholie und doch ruhen die Musiker scheinbar in sich und begrüßen die Melancholie vielmehr, als sie düster wahrzunehmen. Die Auswahl der Stücke, schöne Schritte wie der einleitende Gesang einer deutlich alten Frau bei "My mother loved me and adored" oder das schöne Zusammenspiel von Bass, Trommeln und Flöten bei "Two lazarus" in wirklich angenehmer Produktion (Druck ohne Lautstärke) - das Album hat so einiges zu bieten. "The blueberry song" wird Folkfreunden sicherlich schon das ein oder andere Mal bei anderen Bands begegnet sein - hier in einer guten, aber wenig besonderen Variante. Viel interessanter ist "Intersymbolism" - ein schöner Neo Folk Song mit stimmungsvollen Drumming, dessen Text mich wirklich interessieren würde, da auf das Titelwort national socialism gereimt wird. Gerade da im Osten viel ungutes Gedankengut zusammengebraut wird, ich mir aber sicher bin, dass Prophecy Productions nicht unbedacht Bands unter Vertrag nehmen, wäre es interessant, welche Haltung eine sich auf traditionelles Liedgut beziehende Band aus dem Bereich Neo Folk präsentiert. Nach einem weiteren sehr gelungenen Song ("Stay clean, the prince") partizipiert beim abschließenden "Celebrate" Herr Wakeford persönlich - der Songs selbst bleibt aber in meinen Ohren dennoch hinter dem restlichen Liedgut zurück.


Kann man sich für russische Folklore erwärmen, so ist Moon far away eine gute Adresse und vorliegendes Werk absolut ein Ohr wert. Im Gegensatz zu The moon and the nightspirit klingen sie rauher, natürlicher und weitaus weniger kitschig. Gleichzeitig gelingt es ihnen, eine Brücke zwischen den musikalischen Welten zu schlagen und das volkstümliche Liedgut kompakter und für westliche Ohren etwas zugänglicher zu machen. Ein schöner Geheimtipp!