2005 veröffentlichte der in Den Haag ansässige Joost Gransjean sein erstes Vinyl unter dem Namen Mono-Amine (eine bestimmte Gruppe von Neurotransmittern). Schon damals frönte er mit seinem, im Bereich Hardcore und Techno anzusiedelnden, Stil der etwas härteren Gangart elektronischer Musik. Das ist auch bis heute so geblieben, allerdings zeigte er spätestens mit seinem Debüt-Album "Industrial Thought Patterns" eine Wandlung zum Industrial bzw. Rhythmic Noise hin, ohne seine ursprünglichen Präferenzen zu verlieren. Vor fast einem Jahr erschien dann mit "Like A Machine" sein zweites Album, auf dem er die begonnene Entwicklung fortführt und eine Art technoiden Rhythmic Noise mit Hardcore-Attitüde präsentiert, womit er seiner Abneigung gegenüber dem Zustand der Gesellschaft und des maschinenartigen Verhaltens eines Großteils derselben Ausdruck verleiht. Live war Mono-Amine u.a. auch auf dem letztjährigen Maschinenfest zu erleben, außerdem steuerte er Remixes für die letzten Alben von W.A.S.T.E und Kiew bei. Die einzelnen Tracks dieses Werks setzen sich rhythmisch aus aggressiv stampfendem 4/4-Beat und Breakbeats zusammen, immer sehr temporeich (hier kommt der Hardcore zur Geltung) und dicht arrangiert. Meistens wirkt der Basskick dabei relativ dumpf und klingt langsam ab, was eine indiskrete, wummernde Bass-Masse hervorbringt, die noch unterstützt wird durch zusätzliches Rauschen und grobes Knarzen. Eine Ausnahme davon bildet "Danderzei", worin der Kick wesentlich klarer und knackiger herüberkommt. Der Rhythmus bleibt in den Stücken grösstenteils konstant, wird aber häufig durch Breaks aufgelockert und bekommt damit ein notwendiges Maß an Abwechslung verliehen. Erweitert wird das ganze mit dem üblichen Repertoir an Industrial-Sounds und Effekten, d.h. eine Menge Distortion, obligatorische Störsignale und Fiepen, Feedback usw., auch enthält jeder Track Stimm-Samples unterschiedlicher Länge und unterschiedlich bearbeitet, bspw. verzerrt und/oder runtergepitcht. Desweiteren gibt es gelegentlich sogar ein wenig Melodie in Form relativ kurzer, düsterer Synthlines, die dann looped und kontinuierlicher Bearbeitung unterworfen werden, was die Aufmerksamkeit zusätzlich aufrechterhält. In "It Runs Through My Veins" gibt es allerdings stattdessen dreckige Gitarren-Riffs und Shouts, die den insgesamt schon ordentlichen Noise-Faktor dieses Stücks noch erhöhen. "Danderzei" sticht auch in dieser Hinsicht nochmal etwas hervor, weil hier indisch anmutender weiblicher Gesang in leicht verzerrter Form eingesetzt wird. Eine Besonderheit von Mono-Amine ist seine Liebe für lange Lieder, die sich auf diesem Album vor allem beim Titelstück äußert, welches ganze 16 Minuten lang ist, gefolgt von "Economics Maintain This Situation" mit 10 Minuten Spielzeit. Leider gibt es keinen erwähnenswerten Aufbau im Sinne einer Steigerung, ich habe eher den Eindruck, dass die Synths zwar klanglich variieren, sich letztendlich aber nur abwechseln. Bei 16 Minuten reicht das bei mir nicht aus, um mich die gesamte Zeit mitfiebern zu lassen. Nichtsdestotrotz sind die einzelnen Titel vielschichtig angelegt, und sobald man die Lärmwand penetriert hat, gibt es auch einiges zu entdecken. Vor allem auf der Tanzfläche kann man sich durchaus davon mitreißen lassen....sofern man Schritt halten kann. Obwohl das Produzieren von Musik für Gransjean nicht auf die Unterhaltung von Menschenmengen ausgerichtet ist, scheint sie gerade dafür prädestiniert zu sein und funktioniert auch dementsprechend. Er selbst beschreibt diesen Zustand jedoch als reine Koinzidenz. Wie dem auch sei, er liefert mit "Like A Machine" die Marschmusik für rebellierende Maschinenmenschen mit Energieüberschuss und Lärmtoleranz, zudem wirkt es auf der Tanzfläche sicher noch besser und vor allem effektiver als daheim im Sessel. Für Freunde von W.A.S.T.E. oder 13th Monkey und hartem, clubtauglichen Industrial.