Mörk Gryning sind für mich der wechselhafte Geheimtipp in sachen nordischer Kälte und Aggression. So sehr ich zwei ihrer Alben, namentlich 'Tusen år har gått...' und 'Maelstrom Chaos' wirklich liebe, so sehr ließen mich die anderen drei Alben komplett kalt. Die beiden Alben, ja, die reichen mir, um Mörk Gryning in guter Erinnerung zu halten (zusammen mit einem wirklich sympathischen Kennenlernen, live mit Suidakra unterwegs, anno 2003) und ich muss ehrlich sein: so richtig Lust hatte ich nicht auf ein weiteres Album, dass mich kalt lässt oder nervt. Aber hey, 15 Jahre waren seit dem selbstbetitelten Abschiedsalbum vergangen und ein Ohr wollte ich diesem musikalischen Zombie gönnen. Eine goldrichtige Entscheidung.

Mörk Gryning spielen (auf den Alben, die ich schätze) eine finstere und knallharte Mischung aus etwas Death- und vielen Blackmetal Anteilen. Das magische dabei: ich all dem räudigen Sturm versteckt sich eine gruselige, melodische Seele, die sich nicht zu sehr in den Vordergrund drängt, jedoch immer technisch sauber gespielte Parte und Blastbeats zusammenhält. Ich konnte nie etwas mit den Landsleuten von Dissection anfangen, die ja als Vorreiter im schwedischen Black/Death Geschehen gelten, aber wenn Mörk Gryning wirklich bemüht loslegten, dann tefen und treffen sie meinen Geschmack. Anleihen aus dem Heavy Metal, kleinere Doom Parts, Klargesang, Chöre – der Klangkosmos der Schweden ist reichhaltig, satt produziert, aber zu keinem Zeitpunkt wirkt das Gespielte gnädig, nie macht die Band Abstriche in ihrer Härte. Mörk Gryning werden wohl nie in der ersten Reihe des Black Metal spielen. Aber sie sind ein Juwel, dass all diejenigen ausgraben können, die etwas tiefer graben. Und mit 'Hinsides vrede' finden sich fast ausschließlich Kracher auf einem spielerischen und kreativen Niveau, das man selten so formidabel kompakt in 36 Minuten findet.

Satanistische Pandas mit Hang zu nicht ausschließlich Lo-Fi produzierte Deibelszeug sollten den Geldbeutel zücken. Mörk Gryning bringen ein spielfreudiges Hexenwerk heraus, das alle bekannten Elemente perfekt umsetzt und dabei nicht altbacken, sondern frisch und brutal aus den Boxen ballert. In Sachen traditionelleren Blackmetals ist hiermit die Messlatte für 2020 noch einmal angehoben wurden. Manchmal leben Todgesagte eben doch länger.

 

Mörk Gryning

Hinsides vrede

 

23.10.2020

Season of mist

 

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01. The depths of chinnereth
02. Fältherren
03. Existence in a dream
04. Infernal
05. A Glimpse of the sky
06. Hinsides
07. The night
08. Sleeping in the embers
09. For those departed
10. Without crown
11. Black Spirit
12. On the elysian fields