Moby ist ohne Zweifel ein Künstler, der es in seiner Laufbahn schon zu ein paar Klassikern gebracht hat. Diese Höhepunkte seines Schaffens sind aber auch gleichzeitig zu seinem Fluch geworden, denn sie wurden zur Messlatte seines weiteren Schaffens. Dem so von Kritikern und Hörern aufgezwungenen Diktat versuchte der New Yorker Künstler schon des Öfteren zu entkommen, was meist in einem Flop endete. Den erneuten Willen zu einem persönlicheren Album flößte ihm kein geringerer als Regisseur David Lynch durch seine Rede beim britischen Filmpreis ein. Schwieriger sollen sie werden, die neuen Platten, experimenteller, kreativer und künstlerischer. Ein Blick auf das schlichte weiße Cover mit dem gezeichneten Hund-Marsianer-Dingens lässt erst einmal keinen künstlerischen Gewaltakt vermuten. Und dann machen wir den Sack auch gleich zu: Ist es auch nicht. Nein, die große künstlerische Freiheit erlaubt sich Herr Moby mit "Wait For Me" nicht, aber ein persönliches Album ist es trotzdem geworden. Es gibt keinen Versuch, irgendwo Punkelemente zu etablieren oder wie beim Vorgänger "Last Night" in Richtung Disco zu marschieren. Von experimenteller Musik fehlt allerdings auch so gut wie jede Spur, dafür hat Moby das Tempo reduziert und konzentriert sich wieder auf die Ohrwurmmelodien, von denen er schon einige erschaffen hat. Wen stört es da schon, dass Moby wieder auf altbekannte Sounds zurückgreift? Klavierklänge, breitgetretene Synthies, die auch mal wie Streicher klingen und Gastsängerinnen und -sänger, die ihr Handwerk mehr als verstehen. Das als erste Single ausgekoppelte "Shot In The Back Of The Head" bildet da noch eine Ausnahme mit seinen netten Stereoeffekten. Trotzdem spricht aus diesem Song wie auch aus dem gesamten Album eine tiefe Melancholie, wie man sie schon lange nicht mehr von Moby gehört hat. Instrumentalsongs wie "Scream Pilots" oder "A Seated Night" mit ihrem Stöbern in soundtrackartigen Gefilden beweisen dies. Ruhiger, sich mehr Zeit lassend, tuckern, plätschern und ziehen die im heimischen Studio produzierten Songs vorbei, hinterlassen schnulzige und schwermütige Momente und lassen über das Album ein insgesamt gutes Resümee ziehen. Mit "Wait For Me" kann man Moby zwar nicht wirklich neu entdecken, aber eine andere, intimere Seite von ihm kennenlernen.