Für sein fünftes Studioalbum wollte sich Moby wieder einmal etwas Neues einfallen lassen. Im Gegensatz zu seinen bisherigen Werken verzichtet der New Yorker auf gesampelte Vocals und hat diesmal alle Stücke allein eingesungen. Nur Laura Dawn nimmt ihm ab und zu diesen Job ab. Aber warum nur den Gesang, dachte sich Moby und spielte dann auch gleich noch alle Instrumente selbst, vom Schlagzeug einmal abgesehen. Auf den ersten Blick bietet "Hotel", so der Name des Neulings, keine wirklichen Auffälligkeiten. In altbewährter Manier kredenzt Moby eingängige Popsongs, mal mehr schmachtend, mal etwas verwegen. Aber keinesfalls verlässt eines der Stücke den vorgezeichneten Weg. Das "Hotel Intro" lässt einen mit schönen Synthie-Melodien noch in dem Glauben, in Mobys Kosmos hätte sich nichts geändert, wenn man nicht bei "Raining Again" bereits eines besseren belehrt werden würde. Deutlich rockiger, mit trockenem Beat, aber ohne die Popschiene zu verlassen, lässt Moby die Gitarre sprechen. "Beautiful" oder das in den Charts so erfolgreiche "Lift Me Up" sprechen die gleich Sprache, obwohl bei letzterem die elektronischen Elemente wieder deutlicher in den Vordergrund treten. Richtig entspannend wird's bei "Temptation", bei dem Laura Dawn langsam und lasziv singend dem New-Order-Song eine bisher unbekannte aber sehr reizvolle Note verleiht. Die etwas britpoppige Uptempo-Nummer "Spiders" lässt zum ersten mal ausgelassene Stimmung aufkommen. Natürlich lässt der zurückhaltende Meister seine technoide Ader nicht zu kurz kommen und präsentiert das durch Laura Dawns Gesang melancholisch angehauchte "Very". Moby in altbekannter Hochform. Bei "I Like It" lullt einen Frau Dawn mit sinnlicher Stimme ein und man nimmt ihr bei diesem fast ohne Melodie auskommenden Song das Geständnis sofort ab. Danach folgen die zwei Popnummern "Love Should" und "Slipping Away" sowie die zwei Instrumentals "Forever" und "Homeward Angel". Keiner davon wirklich Aufsehen erregend. Zusätzlich gibt es noch den Bonus-Song "35 Minutes", der aufgrund seiner wabernden Synthie-Teppiche eher an einen Soundtrack erinnert. "35 Minutes" ist somit auch die perfekte Überleitung zur "Hotel: Ambient"-CD, die der limited Edition beiliegt. Richtig schön sphärisch verträumt, kann man mit dieser CD den Feierabend genießen. Aber Vorsicht, nichts für ungeduldige Gemüter. Ein bisschen mehr hätte es dann schon sein dürfen, Herr Moby. Das "Hotel" wirkt sowohl auf den ersten, als auch auf den zweiten Blick etwas angestaubt und nicht so modern, wie man es erwarten würde. Moby liefert einige Hits und eingängige Songs, die aber bisweilen auf Durchschnittsniveau verkümmern. Deshalb erreicht das Album auch nur knapp die 4 Sterne-Marke.