Feurio, der zweite Streich von Blutengel Pohl und Gordon Mocznay. Miss Construction hat nun auch einen Weg in meinen Player gefunden und auch 4 Monate nach Veröffentlichung startet ‚United Trash - The Z-Files‘ genau so, wie es Titel und Cover versprechen: ein Trash-Irrsinn, die bewusste Verneigung vor jedem Klischee des Genres und doch ein musikalisch gar nicht mal so platter Reißer. Hier also die Inhaltsangabe der im Verlauf sehr wechselhaften Scheibe: Das Intro ist klasse. Ein Sample-und-Bass Stampfer leitet perfekt ein und lässt manch ernsthaftes Intro für Düsterelektroscheiben lächerlich erscheinen. "I'm a bitch" erinnert textlich so gar nicht diesen einen "shit" vom Combichrist, das debile Kinderelektrospiel im Refrain lässt mich aber doch sehr schmunzeln - Daumen hoch! Anschließend fetzt der in meinen Ohren höllisch herrliche "Alptraumclown" jeden Glauben an Seriosität hinfort. Schleicht sich zum Ende hin zwar das deutliche Gefühl ein, dass die letzten Refrainwiederholungen dem Song nicht gut tun ists dennoch ein schöner Spaß. Bis hierhin habe ich einen Mordsspaß und träume schon von Bestnoten.... Das folgende schön die Soundklischees nutzende Lied kann mich mit seiner Refrainzeile "EBM ist schwul und deshalb ist er cool" leider wenig reizen - Holzhammerhumor ok, aber doch bitte nicht soooooooo alt und lahm. Das kommende "Tanzen" verlässt sich nicht auf Humor sondern auf ... ja eben Tanzbarkeit – ein Durchschnittsstampfer. „Das Fest" lässt mich vermuten, das Miss Construction wohl doch nicht mit Humor sondern Melodie überzeugen wollen - wieder solider Durchschnittselektro mit einigen netten Gaga-Melodie-Schnipseln. "Zombiefied 2013" führt mich zu meinem Enttäuschungshohepunkt – noch ein reiner Tanzstampfer ohne wirklich eigenes Gesicht ist so notwendig wie ein Kropf. Doch dann gibbet endlich wieder Licht im gähnend lahmen Dunkel: "Elektrotanz" könnte gerne öfter im örtlichen Zappeltempel laufen - netter und tanzbarer Schmunzler, der daran erinnert, dass das Album echt stark begann. Es folgen zwei Füllnummern und eine weitere Wiederaufbereitung alter Ideen - doch die "Diskoschlampen" fetzen zumindest recht gut und textlich wird hier feinfühlig jedes Klischee bedient. Die abschließenden Nummern kann man getrost vergessen und so folgt das sich deutlich abzeichnende Resume: Quo vadis, Miss C.? Booklettrash und die Tracks 1 bis 3 gaben eine hoffnungsfrohe Marschrichtung vor, doch ab dann wirds ein unkontrollierter Stolperlauf durchs Elektrodickicht. Zwar touchiert man den Pfad noch zweimal, dennoch hätte ich den Albumtitel ernster nehmen sollen: ‚United trash‘ ist ein Stückwerk, das sich nicht entscheiden kann. Humor/Gore Fest oder Tanzfutter oder Kritik oder Klangexkurs aus dem Blutengel-Alltag? Die Qualität der Melodien äußerst schwankend hätte ich mir einfach gewünscht, dass man auf Konventionen und Tanzbarkeit pfeift und wirklich Trash-Holzhammer-Humor bietet. So wirkt der Beginn mutig, bevor die Musiker wieder in ihren Alltagstrott verfallen und eben doch nur Clubsongs zusammentüfteln: dieses Album wird Freunde finden, die müssen und werden aber auch oft die Skip Taste bedienen oder noch eine Kaltschale schlürfen.