Als ich die Debüt-CD von Minusheart in den CD-Player gelegt habe, waren meine Erwartungen recht hoch. Der verheißungsvolle Pressetext wirft klangvolle Namen wie Nitzer Ebb, Skinny Puppy und Shock Therapy ins Rennen und unter den Bands, die einen Remix beigesteuert haben, sind mit Monolith und Config.Sys zwei sehr interessante Vertreter des Industrial mit am Start. Dazu versucht das Label Echozone in letzter Zeit mit Bands abseits des aktuellen „Underground-Mainstreams“ zu punkten. Dass die beiden Jungs hinter Minusheart aus Aachen kommen, klang für mich ebenfalls positiv, da zumindest in den Neunzigern dort doch eine kleine aber engagierte Electro-Szene zu finden war. Solch hohe Erwartungen haben den Vorteil, dass man sich als Hörer offen und aufmerksam den Songs nähert. Auf der anderen Seite besteht natürlich auch immer die Gefahr enttäuscht zu werden. Bei „Disease“ geht es mir so, dass ich tatsächlich permanent zwischen Hoffnung und Enttäuschung pendele. Viele Songs fangen wie „“Trace Of A Monster“ verheißungsvoll an, aber dann passiert trotz einem Refrain nichts Mitreißendes. Und irgendwann sind sechs Minuten um, ohne einen bleibenden Eindruck hinterlassen zu haben. Stellvertretend für das ganze Album steht für mich „Beat Of Innocence“. Der Songs lässt sich Zeit zur Entfaltung. Gerade als ich den Song gedanklich als gutes Instrumental abgespeichert hatte, setzen Gitarren ein und der Song bekommt eine überraschende Wendung und der Gesang startet. Das finde ich grundsätzlich super, von dieser Spannung lebt Musik. Aber auch hier kriegen die Jungs nicht die Kurve. Trotz einem Refrain, der später durch eine weibliche Stimme abgelöst wird, plätschert „Beat Of Innocence“ die restlichen knapp fünf Minuten nur noch vor sich hin. Und es treten zwei Schwächen deutlich zu Tage. Zum einen sind die Songs meiner Ansicht nach meistens zu lang und zum anderen werden viel, viel, viel zu oft, etwa am Anfang von jedem zweiten Song, Wiederholungen eingesetzt. Letzteres sorgt zum Beispiel dafür, dass mich „Don´t Feed The Cats“ nach dem zweiten Durchlauf fast schon nervt. Positiv abheben können sich ein Stück weit der Opener „Icehouse“,das Highlight „Feel No Pain“ oder die Ballade „Burning Star“. Die Vergleiche zu Skinny Puppy und Nitzer Ebb sind von Stil her nur mit Mühe zu erkennen, was die Klasse angeht starker Tobak. Schon alleine die durchschnittliche Qualität des Gesangs verbietet den Vergleich mit Sängern wie Ogre oder McCarthy und der Einsatz von Wiederholung einzelner Textzeilen wird ja wohl kaum gemeint sein. Eigentlich bietet „Disease“ alles was ich von einer Electro-CD heute verlange. Das Album bietet Abwechslung, biedert sich keinen Trends an und klingt im Rahmen der Möglichkeiten eigenständig. Trotzdem kann mich das Minusheart-Debüt nicht überzeugen. Die Songs fesseln mich einfach nicht und die knackigen Remixe von Monolith und Config.Sys machen deutlich, dass Minusheart am Ende einfach der Pep fehlt. Beide Remixe gehen gut nach vorne, haben aber mit den Originalen auch nicht viel gemein. Sehr schade, aber es ist ja auch ein Debüt und einige gute Ansätze sind vorhanden.