Es ist eine wunderbare Geschichte, dass Ministry schon zweimal Wacken gerockt haben. Denn angefangen haben Al und seine Truppe vor vielen Jahren als rein elektronische Band, deren Sound sehr weit von der Wucht entfernt war, die Ministry zwischenzeitlich den Ruf einbrachte, die härteste Band der Welt zu sein. Und wenn man Al glauben kann, war es auch ein Wunder, dass Ministry 2012 überhaupt auftreten konnten, haben doch nur wenige Monate vorher Ärzte nach einem Zusammenbruch einmal mehr um sein Leben kämpfen müssen. Die Amerikaner durften standesgemäß im Dunklen ran und die DVD bietet neben den Livebildern Überblendungen mit Videosequenzen, die teilweise auf den Linewänden in Wacken zu sehen waren. Um ehrlich zu sein war es das mit optischen Schmanckerln, ansonsten ist es ein klassischer Konzertmitschnitt. Und da auf der Bühne auch wenig passiert, ist es vor dem Fernseher nicht allzu fesselnd. Man muss halt schon vor Ort sein, um den unheimlichen Druck körperlich zu spüren, den die Band Ministry live auszuüben versteht. Musikalisch allerdings ist diese DVD und damit auch die CD ein echtes Highlight. Der Sound ist sehr dicht und straight, die Songs kommen allesamt sehr frisch und fett rüber. Als Bonus gibt es den Wacken-Auftritt von Ministry aus dem Jahr 2011 on top, sowohl auf der DVD, als auch als separate CD. Allerdings ist der Sound deutlich schlechter als bei der 2012-Variante, womit dieser Mitschnitt wirklich nur etwas für Hardcore-Fans sein dürfte. Auch wenn 2011 mehr Hits zum Einsatz kamen. Leider bleiben manche Wunder aus und das Schicksal schlägt zu. So verstarb Gitarrist Mike Scaccia überraschend ein knappes halbes Jahr nach dem Wacken-Auftritt an einem Herzinfakt. Für Al Jourgensen und Ministry ist diese Veröffentlichung daher bestimmt mit Schmerzen verbunden. Am Ende erhält Mike Scaccia aber ein würdevolles Abschiedsgeschenk. Und wer Ministry zuletzt ein wenig aus den Augen (und Ohren) verloren hat, bekommt einen coolen Querschnitt, der mir einige der neueren Songs in einem völlig neuen Licht gezeigt hat. Wem das immer noch nicht Anreiz genug ist, der kann sich seit Herbst 2013 mit einem weiteren (vielleicht wirklich) allerletzten Studio-Album trösten.