Eins vorweg, um eine unnötige Diskussion im Keim zu ersticken: - Ja, ‚Mindless Faith’ werden von Dependent geschickt promotet. - Ja, viele einschlägige Magazine loben diesen Release. - Nein, das heißt nicht von vorneherein, dass ‚Mindless Faith’ ein überbewerteter Hype sind. - Ja, dieser Review ist subjektiv und objektiv zugleich – wie Besprechungen eben so sind. Aber kommen wir zum eigentlichen Review: Die sechzig hier vorliegenden Minuten haben mich überzeugt. Das mag unter anderem daran liegen, dass die Jungs aus Amerika verschiedene Ausprägungen zwischen Electro und Industrial präsentieren und eigentlich alle Ansätze konsequent und ehrlich ausleben. Eher in die Electro-Ecke mit Synthie-Klängen angereichert präsentieren sich bspw. die Tracks ‚Canaan’‚ So Much For Salvation’, der Dancefloor-Knaller ‚Singular’ oder auch ‚Momentum’. Auffällig für die Produktion ist, dass ausgiebig mit dem Stilmittel ‚Verzerrung’ gearbeitet wird. Und das gilt nicht nur für den Gesang, sondern auch für die Sounds und die Drums. Manchmal hat man den Eindruck, dass ‚Mindless Faith’ Bewunderer von J. G. Thirlwell sind, der diese Effekte ja bei Produktionen der Nine Inch Nails oder Front 242 bis zum Exzess eingesetzt hat. Ein schönes Beispiel dafür ist der Track ‚Eight Times’, der sich diesbezüglich kontinuierlich bis zum bitteren Ende steigert und mit Drum & Bass Elementen nochmals eine neue Stilrichtung geschickt in eine Industrial-Atmosphäre integriert. Wo wir gerade beim Thema wären: Einer meiner absoluten Favourites des vorliegenden Werkes ist ‚This Is The Last Time’, der irgendwo zwischen NIN und Skinny Puppy anzusiedeln ist. Sägende Gitarren im Refrain wechseln sich mit rein elektronischen Strophen ab und bringen eine Härte ins Spiel, die erfrischend an Klänge aus den Anfängen des elektronischen Industrial erinnern. Das möchte ich mal laut im Club hören! Eine zweite Version von ‚Canaan’ kommt etwas gemächlicher mit hypnotischeren Sounds daher und bietet dem Hörer eine Verschnaufpause bevor mit 'Incubation' wohl einer der düstersten Momente in der Geschichte des 3/4-Takts angestimmt wird. Brachiale 4/4 zeichnen anschließend, den verwunderten Hörer versöhnend, den Track ‚If Not Now, When?’ aus. Bleiben noch vier Instrumentals zu erwähnen, wie sie unterschiedlich nicht sein könnten. ‚The Unseen’, ist mehr eine Überleitung als ein Song, so dass sich hier J. Sevanick im Booklet auch nicht für bestimmte Instrumente sondern für ‚Athmospheres und Textures’ verantwortlich zeigt. Schleppende Beats übernehmen die tragende Rolle in ‚Looking For Something That Isn’t There’ während ‚Transcend’ eine treibende Hookline enthält und mit 123BPM zu den schnelleren Stücken gehört. Schließlich endet das Album unvermeidbar schön mit der durch Noises unterstützten Klavier-Ballade ‚Inevitablility’. Wie bereits anfangs angedeutet liegt mit ‚Momentum’ ein durchgängig gut produziertes und zugleich abwechslungsreiches Album vor, das die Anhänger der härteren Gangart durch die Bank weg überzeugen wird. Dabei unterstütz die vielschichtige Instrumentierung die sauber gesungenen/geschrieenen Vocals und bilden somit ein schlüssiges Gesamtbild. Somit werfe ich fünfeinhalb Sterne in die Runde. Und los geht’s mit den Kommentaren!