Der Albumtitel „R.E.T.R.O“ sowie das auf dem Cover abgebildete Datassetten-Laufwerk lassen es erahnen. Stefan Poiss und Markus Hadwiger aka mind.in.a.box verlassen auf dem neuesten Longplayer ihre mit den bisherigen Veröffentlichungen geschaffene Science-Fiction Welt und begeben sich auf einen Trip in die Vergangenheit, nämlich zurück in die 1980er als der Commodore C64 die Kinderzimmer des Landes eroberte... “... press play for a little journey into the past.“ So endet die Einleitung im Booklet, in welchem Stefan Poiss einerseits aus seinem und Hadwiger's Nerd-Nähkästchen plaudert, andererseits schon da ein liebevolles Loblied auf den legendären Heimcomputer bzw. dessen „wonderful arpeggios“ und „magnificient soft bubbles“ anstimmt. Und genau diese sind beinahe vom ersten Takt an omnipräsent und dürften allen Commodore-Freaks früherer Tage Freudentränen in die Augen zaubern. Doch die beiden Österreicher wären nicht sie selbst, wenn sie die piepsige Begleitung längst veralteter, trotzdem nicht vergessener Spiele wie „Last Ninja“, „Lightforce“ oder "The Last V8“ einfach so auf eine moderne CD pressen würden. Auch sind sie, entgegen meiner ersten Befürchtung, weit davon entfernt, den Stil anderer Bands, die schon länger mit dem C64 Musik machen, zu kopieren. Ganz im Gegenteil, die Kompositionen eines Ron Hubbard, Chris Hülsbeck, Reyn Ouwehand und anderer, jedem alten Gamer wohlbekannter SID-Soundchip-Tüftler wurden sehr behutsam in den mind.in.a.box-typischen Klangkosmos eingebettet. Bereits das eröffnende „Last Ninja 3“ mutiert damit zu einem vielschichtigen Instrumentalstück und die anderen Coverversionen quellen ebenso frisch und druckvoll aus den Boxen, gerade als hätten sie über 20 Jahre lang nur auf diese Bearbeitung gewartet. „The Last V8“ sei hier besonders hervorgehoben, da dieser Song mit Stefan Poiss' leicht verzerrtem Gesang und einem wahrlich mitreißendem Refrain aufwartet. Dagegen haben es die von beiden Protagonisten selbst geschriebenen Titel bisweilen etwas schwer. Sowohl das als limitierte Single ausgekoppelte „8 Bits“ als auch „I Love 64“ gehen zwar nicht zuletzt dank des flotten Rhythmus und der stark verfremdeten Vocals straight ins Ohr, lassen aber ein wenig die zuvor so schön ausgearbeitete Tiefe vermissen. Versönlicher stimmt da der „Mindkiller Remix“, welcher dem Soundtrack zum selbst entwickelten Spiel „Parsec“ entnommen ist, sowie das experimentelle „We Cannot Go Back To The Past“. Mein persönlicher Höhepunkt versteckt sich jedoch ganz am Schluß der Scheibe mit „Whatever Mattered“, einem getragenen, leidenschaftlichen Abgesang – Gänsehaut garantiert. Allen einstigen C-64er-Zockern lege ich die Scheibe hiermit wärmstens ans Herz (schon allein der „goldenen Zeiten“ wegen), aber auch die später Geborenen sollten „R.E.T.R.O“ zumindest eine Chance geben (schon allein der Eltern wegen). Wer dennoch dem gewohnten mind.in.a.box-Sound hinterhertrauert, dem sei zum Trost gesagt, daß Poiss und Hadwiger bereits an der Fortsetzung der „Dreamweb“-Saga arbeiten, wie sie kürzlich im Interview mit einem bekannten Szeneblatt verrieten. ------------------------------------------ Im Booklet versteckt sich übrigens ein Code, der den Käufern der CD Zugang zu einem exklusiven Bereich mit Videos und weiteren Songs auf der mind.in.a.box-Homepage ermöglicht. Check it out !