Hmm, wie fängt man eine Rezension über so eine Band an - eine Band, die man seit bald 20 Jahren kennt und liebt, wie wenige andere, eine Band, die in der langen Zeit schon sehr viel durchgemacht hat, es als einige der wenigen in der Szene zwischenzeitlich zu einem Major Label geschafft hat, eine Band, die schon einiges versucht hat, Stichwort "Mark Oh" *räusper*, eine Band, die sich aber dann über die Jahre doch immer treu geblieben ist ohne sich grossartig neu erfinden zu müssen, eine Band, die immer wieder abliefert. Das sind Mesh, die zwei extrem herzlichen und sympathischen nicht mehr so jungen Jungs aus Bristol. Und dementsprechend sind die Erwartungen dann auch doch immer recht hoch. Vor einem der Konzerte der "Automation Baby" Tour meinte Mark, er hätte so viele Songs, er könnte gleich ein neues Album bringen. Gedauert hat es dann doch drei Jahre, aber die Zeit verrinnt ja augenscheinlich, wir sind bereits in Q3 von 2016, und nach unzähligen Teasern, Facebook-Ankündigungen, Tournee-Termin Links und Hinweisen auf die ganzen Formate des neuen Albums ist es soweit: Das neue Album "Looking Skyward" ist draussen und die Latte liegt wie gesagt sehr hoch. Wir haben hier die Doppel-CD vor uns mit sage und schreibe über 100 Minuten Musik, das ist schon mal respektabel. Jetzt müssen die Tracks nur auch noch abgehen. Man darf gespannt sein, die Single war schon mal ganz ok vor ein paar Wochen, wobei mir damals die B-Seite, "Paperthin" ehrlich gesagt fast besser gefallen hat. Aber "Kill Your Darlings" ist über die Wochen gewachsen, haut schon gut rein und hat definitiv Lust aufs Album gemacht. Und um das geht es ja hier, das Album. Irgendwie erwartet man sich von einer Band, die ich durchaus als eine meiner Lieblingsband bezeichne, doch mehr als von anderen. Aber was sollen sie anders machen bei einem neuen Album? In andere Musikrichtungen abdriften? Nö, bitte nicht. Bleibt bei dem, was Ihr könnt und seid. Der Producer, Olaf Wollschläger, war schon länger bekannt, man konnte also beruhigt sein. Und das Ergebnis ist mehr als hörbar, der Sound ist noch um ein wenig feiner und präziser, und die Nummern haben, was man eben an Mesh so liebt: eingängige Songstrukturen, tragende Synthflächen, mächtige Sounds und Marks eingängige Stimme. Das Ganze gepaart mit Lyrics, die auch das wohl vorwiegend deutsche Zielpublikum textsicher mitgröhlen kann, zumindest den Refrain. Ein bisschen ruhiger als der Vorgänger kommt mir die Scheibe so im ganzen vor, aber das muss nichts schlechtes sein, aber keine Angst, es sind auch ein paar zackigere Tracks dabei, falls man einen Gang höher schalten will. Und es gibt auch wieder das eine oder andere instrumentale Interlude. Nach den ersten paar Tagen hätte ich folgende Anspieltipps, aber wirkliche Niete hab ich keine gefunden: "The Last One Standing", "Two+1", "Runway", "The Traps We Made", "Circles" und mein Fave "Once Surrounded". Fazit ist also, dass es Mesh wieder geschafft haben, zu liefern. Ein grundsolides Album mit etlichen Songs, die einfach hängen bleiben und mit denen man lange Freude haben wird. Ein halbes Sternchen Abzug gibt es aber doch, weil ich nicht verstehe, wieso man eine Doppel-CD machen muss, wo die Bonus-Tracks das eigentliche Album perfekt abrunden und damit die normale Edition zum sicheren Ladenhüter machen. Und leider auch die "normale" Vinyl dadurch an Reiz verliert. Erschienen ist "Looking Skyward" in folgenden Formaten, als CD mit 13 Tracks, als Doppel-CD mit zusätzlichen sechs Remixes und Bonus-Tracks, als Doppel-Vinyl (ohne Bonustracks) und als Mega-Sammler-Edition, wo Vinyl (mit Bonustracks) und Doppel-CD sowie Papierfliegervorlagen usw. drin sind, da hat sich wer wirklich Mühe gegeben. Letztere beiden sind auf 500 Stück limitiert. Nachdem das Album nun endlich da ist, darf man sich auch schon auf die Tour freuen, es wird im September himmelwärts gestartet und wie man weiss, wird auch das Merchandise wieder die eine oder andere Perle beinhalten.