'Alter Schwede' - um gleich einmal halb kalauernd zwei wichtige Punkte dieses Reviews an den Anfang zu stellen. Menticide, das Nachfolgeprojekt von "Volt", kommt aus Schweden und setzt sich aus ex-Dupont Johan van Damm (Stimme) und Christiaan Riemslag (Geräusche) zusammen. Verschrieben haben sie sich der Fortsetzung ihrer musikalischen Wurzeln, dem EBM der Vergangenheit, allerdings härter und etwas moderner verpackt. Mit "N.M.E." legen sie ihr Debütalbum vor, was kurz (nur ca. 36 min) und schmerzhaft ist. Letzteres ist jedoch für Nicht-EBMer alternativ mit 'eingängig', 'voll nach vorn' und 'meist sehr tanzbar' zu beschreiben. Melodien sucht man daher eher vergebens, die beatlastige Monotonie dominiert. Und durch die Schrammelgitarren, die ab und an ziemlich heftig einzelne Songs anführen, entsteht ein leicht Rammsteinsches Metal-Gefühl, das an und für sich aber doch nichts mit Rammstein gemeinsam hat ("Wrong", "We Fail"). Johans aggressive Stimme drückt der Platte den Stempel auf - laut, tief, brüllend, teils in Metal-Manier, leicht verzerrt und manchmal richtig knurrrrrrrrrrend wie beim deutschen, akzentbehafteten Titel "Komm Zu Mir". Zwar wird man dabei unweigerlich an die ebenfalls in Schweden ansässigen Sturm Café erinnert, doch stimmt hier die Grammatik noch mehr, sofern man bei EBM-Lyrics überhaupt von ganzen (Halb-)Sätzen reden kann. Das Muster dieses Titels lässt gleichzeitig auf den Großteil des "N.M.E."-Repertoires schließen, auch wenn bei "Komm Zu Mir" auffallend viel melodiöse Anflüge vorhanden sind, die den Titel aus der stampfenden Masse herausheben. Härter und kompromissloser treiben der Intro-Nachfolger "Search And Destroy", "Wrong", "Painkiller" und "Rise" jeden Fan zwangsläufig auf eine freie oder vielleicht auch schon besetzte Fläche, und sei es auch nur die der eigenen vier Wände. Daneben finden sich aber auch Variationen im Tempobereich, die mit "We Fail", "Implode" oder "Enemy" dem Silberling neben der "voll auf die 12" eine gewisse Abwechslung im Tanzbereich zugestehen. "Getting Away" und "Interim" sind die sehr ruhigen, entspannten, rhythmusärmeren bzw. fast rhythmuslosen Gegenpole des Albums; "Interim" übrigens in gefasster, französischer Sprache und als wunderschöner elektronischer Ambientausklang auch als letzter Titel geeignet. Das Ende übernimmt jedoch "Enemy", welches im Midtempo harte EBM-Breakbeats fein dosiert durch die Gegend fliegen lässt. Mitnichten setzen Menticide neue Maßstäbe in diesem Genre. Sie bedienen sich vielmehr der musikalischen Dinge, die den Old-School-EBM bekannt gemacht haben, was sich bspw. auch 'gesanglich' bei "Painkiller" wieder finden lässt ("Au Au!" - keine obligatorische Heldennennung an dieser Stelle) und ergänzen diese mit Industrial-Anleihen. Durch die Kürze der Songs entsteht dem geneigten Hörer keinerlei spürbare Langeweile, ehe man in Versuchung kommen würde, doch eine gewisse Gleichheit zu unterstellen. So wirkt alles länger frisch und die CD bleibt als Standardinventar für jeden Fan länger in Reichweite des Players für ein häufigeres Hören. Zum Stressabbau, gerade während Autofahrten, eignet sich "N.M.E." ebenfalls hervorragend!