„Menschliche Energie ist ein Electro Projekt aus Süddeutschland, das 2004 das Licht der Welt erblickte. Die Musik bietet dunkle, elektronische Klänge und spielt mit Einflüssen aus EBM und Dark Electro mit einem Schuss Industrial. Die Gangart gewann im Laufe der Zeit deutlich an Härte und findet nun die perfekte Balance zwischen Aggression und Melodie“

 

So, jetzt wisst ihr genau so viel wie ich. Wenn ich EBM, Dark Electro und Industrial lese, dann denke ich an den Sound von Suicide Commando, Hocico oder Grendel. Also wenigstens so grob. Da hebt sich meine Augenbraue des Zweifels bereits, wenn ich mir den Bandnamen ansehe. Kommen dann die ersten beiden Titel hinzu, dann denke ich mir: „Mach dich doch nicht böser, als du bist. Auch nette Jungs/Herren können gut ankommen.“ Zumal der Opener auch noch „Nice guy“ heißt und die das auf Discogs hinterlegte Bild von Mastermind Michael Stalzer viel mehr zur Musik passt als die Selbstbeschreibung und das Foto bei Bandcamp. Es sind richtig schöne (Elektro) Pop Nummern mit angenehmem Gesang, ein wenig Depeche Mode Feeling, manchmal And One - ich habe in jedem Fall Lust auf mehr. „Buzzsaw“ bringt dann tatsächlich ein klein wenig Härte ins Geschehen, ein oszillierendes Brummen im Hintergrund, etwas abgehacktere Beats und dauerhaft Vocoder-Nutzung. Aber nix Geisterfauchen, keine wummernden Bässe, keine Kindergruselmelodien. Mehr so leicht-Dark Elektro, wie man ihn in den 90ern produzierte. Die folgende Nummer könnte auch ein Outtake von frühen Silke Bischoff sein und bei der Programmierung von „Enough of that“ stand Anne Clark Patin. Bis auf den selbstreflektiert benannten Filler „It’s no song‘ folgen eigentlich Nummer auf Nummer nette bis schöne Stücke – nichts Weltbewegendes, aber definitiv unterhaltsame Kost. Es ist ein wenig wie eine Liebeserklärung an Elektro Pop, Dark Elektro und Darkwave der 90er, was Menschliche Energie da zaubern und auch wenn ich das Projekt nicht in der ersten Reihe oder auf den Titelblättern der Gazetten sehe, so kann ich mir vorstellen, dass da noch das ein oder andere schönes Album folgen mag – auf der anderen Seite reicht mir das Gehörte und mir gruselte ein wenig vor der Erkenntnis, dass dies bereits Album Nummer 11 sein soll. Denn ‚To Obey‘ klingt wie ein nettes Debüt, und nicht wie das Produkt eines Musikers, der routiniert seinen Sound verwirklicht.

Bis auf die vollkommen irreführende Selbstbeschreibung kann ich wenig Negatives über Menschliche Energie sagen. Für Freunde der benannten Projekte (insbesondere Depeche Mode, Silke Bischoff und And One) und des Sounds, wie er in den 90ern in düsteren Clubs zur Schmusestunde aus den Boxen fluffelte, kann ich zumindest einen Lauschangriff empfehlen. Ich persönlich würde das Album aber nicht bestellen, denn dafür bin ich zu wenig bewegt und keinesfalls begeistert.

 

Menschliche Energie

To obey

 

08.12.2021 / 19.02.2021

Invincible spirit media

 

https://menschlicheenergie.bandcamp.com/

 

01. Nice guy
02. Choose
03. Buzzsaw
04. Point of view
05. Enough of that
06. Machine
07. It’s no song
08. Seconds after
09. Pain in my past
10. Beckon the beast
11. Too distant
12. Wishing wells
13. The stand