6 Jahre ist es mittlerweile her, als der größte in deutscher Sprache singende Synthpop-Export dieses Landes versuchte, auch die hiesige Hörerschaft im Rahmen des „Bundesvision Song Contest“ auf Pro7 von sich zu begeistern. Doch „Das Herz“, ein kruder Hybrid aus Rammstein und Schlager, schlug lediglich im heimischen Mecklenburg-Vorpommern (12 Punkte) sowie Sachsen (1 Punkt), so dass der erhoffte Durchbruch leider ausblieb. Das parallel veröffentlichte Album „Propaganda“ konnte das hohe Niveau der Vorgänger ebenfalls nicht halten und bescherte den sympathischen Neubrandenburgern eine Phase der Besinnung und Neuausrichtung. Diese endet nun mit einem Wechsel des Plattenlabels (von SPV zu Out of Line), neuen Schwerpunkten im Sound, der Rückkehr zu Produzent Olaf Wollschläger, der stärkeren Beteiligung von Sänger Andy Krüger als Remixer und nicht zuletzt die Beibehaltung der auf „Propaganda“ erstmals zu hörenden englischen Lyrics. Das Titelstück „Stuck in the mirror“ und die B-Seite „Erase“ bilden dabei den Konterpart zu den traditionelleren „Angst oder Wahn“ und „Folge mir ins Licht“. Letzterer Hit vom „ Weltfrieden“ Knaller-Album wurde von Sängerin Lauren Francis neu interpretiert und zeigt eine weitere Facette des melodiösen Ausgangsmaterials auf. Überhaupt wurde wieder großen Wert auf Eingängigkeit gelegt, die Refrains haben den Melotron-typischen Wiedererkennungswert und können nach spätestens 2 Durchläufen unfallfrei mitgeträllert werden. „Stuck in the Mirror“ bekam darüber hinaus den aktuellen Clubsound übergestülpt, was bezüglich der teilweise verzerrten Vocals nicht gerade vorteilhaft erscheint. Melotron zielen nach ihrer langen Pause eindeutig wieder auf die Tanzfläche, was auch der AndyK-Mix des Titeltracks belegt. Dieser vermag dank dynamischerer Bassline sogar noch einen Tick besser als die Originalversion zu gefallen, während beide Bonussongs das Tempo etwas rausnehmen und klanglich eher in Richtung der vergangenen Melotron-Outputs gehen. Die EP soll laut Angaben der Plattenfirma ein Appetitanreger sein, der auf weitere Veröffentlichungen im Laufe des Jahres vorbereitet. Als Nächstes sei eine Best Of namens „Werkschau“ geplant, auf der alte Hits im neuen clubtauglichen Gewand ertönen werden. Auch ein Album mit komplett neu komponierten Songs ist in der Pipeline, wobei zu hoffen bleibt, dass sich diese Ankündigungen nicht ähnlich in die Länge ziehen wie jene der vergangenen Jahre, als bereits mehrfach die baldige Veröffentlichung von live sattsam bekannten Stücken wie eben „Stuck in the mirror“ und dem noch überzeugenderen „Love is calling“ avisiert wurde. Obwohl der unverwechselbare Melotron-Sound zumindest beim namensgebenden Song der EP zugunsten allgemeinkompatibler Strukturen zurückstecken musste, ist das Comeback nicht zuletzt dank der positiv wirkenden B-Seiten unter dem Strich gelungen. Hoffentlich lässt sich die Band nicht zu sehr in eine bestimmte Richtung drängen und wahrt stattdessen ihre Eigenständigkeit. Gerne würden wir dies schon bald auf dem lang ersehnten Album überprüfen.