Hinter einem Remixalbum stecken in der Regel verschiedene Intentionen. Jubiläen feiern, sich selber beschenken oder auch neue Hörer – in erster Linie natürlich die der vertretenen Bands – aufmerksam sich machen und im Idealfall als Fans hinzu gewinnen. Als Rezensent bietet sich da ein langjähriger Begleiter der Band an, deren Werke neu interpretiert wurden. Wir machen das jetzt mal anders. Denn Megaherz ist mir natürlich ein Begriff, aber ein Kenner bin ich bei Leibe nicht. Dafür kenne ich die vertretenen Remixer zum größten Teil und einige liegen mir sogar sehr am Herzen. Daher finde ich es auch absolute standesgemäß, dass Die Krupps dieses Doppelalbum eröffnen. Und zu meiner großen Freunde dabei wie in ihren besten Zeiten knalligen Electro im EBM-Gewand mit Gitarren paaren und dies auch perfekt auf den Gesang abstimmen. Letzteres ist auch beim folgenden, sehr elektronischen Captive Of Society Remix im Fokus. Beide Versionen hätten aus meiner Sicht noch eine stärkere Verfremdung des Refrains vertragen. Suicide Commando liefern einen Remix ab, der sich überraschend wenig eingängig zeigt und nicht direkt nach Johan van Roy klingt. Mutig. Es folgen auf der ersten CD weitere renommierte Electrobands, die in der Regel machen was man von ihnen erwartet. Dabei dürften die jeweiligen Anhänger in den meisten Fällen nicht enttäuscht werden. Oder sich im Falle von „Heuchler“ (Funker Vogt Mix) auch die von Rammstein freuen. Was natürlich auch in der Originalversion der Fall sein könnte. Mit dabei sind natürlich auch die aktuellen Clubsounds, wobei hier Agonoize im Gegensatz zu Heimataerde (ich frage mich, warum in Summe drei Mal?) und Grendel wenigsten etwas Abwechslung in den Remix packen. Abheben kann sich „L´Aventure“, mir ist der Mix von Rotersand aber zu technoid, auch wenn hier der Refrain einmal anders daher kommt. Covenant-Sänger Eskil Simonsson lässt zum Abschluss „Fauler Zauber“ am Anfang klingen wie ein elektronischer Bastard-Pop-Mix aus Songs von Rammstein und den Fantastischen Vier um ihn dann immer mehr zu steigern. Der einsetzende weibliche Gesang addiert eine wohltuende Abwechslung. Das Ende lässt mich vermuten, dass der Schwede bei der Arbeit mal wieder Bladerunner geguckt hat. Klingt abgefahren und ist für mich der Höhepunkt von CD1. Auf dem zweiten Teil kommt hauptsächlich die Gothic-Fraktion zum Einsatz. Was mit ehrlich gesagt das Durchhören etwas erschwert. „Herzblut“ im Mono Inc. Mix – deren Fans mögen es mir nachsehen – ist für mich echt nicht zu ertragen. Aber die Geschmäcker sind bekanntlich verschieden. Wenn auf der Electro-Seite die Clubsounds Pflicht sind, so ist es hier wahrscheinlich die Mittelalterseite, vertreten durch Letzte Instanz. Bezeichnend, dass mir als Electronase deren Mix besser gefällt als alle Heimataerde-Versionen. Auch auf der zweiten CD gilt, dass die Remixe die Erwartungen der entsprechenden Fangemeinde bedienen. Die von Staubkind bekommt gleich zwei ruhige Varianten von „5. März“ offeriert. Aus der Reihe fällt natürlich der fluffige Prommer-Mix von „Das Tier“. Ohne die Vocalparts könnten diese acht Minuten des Münchners auch eine Modenschau untermalen. Zum Abschluss von CD2 enttäuscht mich der Remix von Steinkind. Einfach, wie ich von den Jungs etwas Spannenderes erwartet hätte. Einige Stücke auf „Loblieder“ gefallen mir wirklich gut, auch wenn ich mich wie angedeutet mit dem Gesang nicht so richtig anfreunden kann. Daher hat diese Remixschlacht in meinem Fall nur einen Teil der Pflicht erfüllt. Ich bin auf Megaherz aufmerksam geworden, aber der Backcatalogue der Herren steht jetzt nicht auf meinem Einkaufszettel. Das muss den Fünfer und seine Fans natürlich nicht stören. Es wäre doch gelacht, wenn im Windschatten der Chartstürmer Eisbrecher und Unheilig nicht auch Megaherz ihren Erfolg ausbauen könnten. Spätestens 2011 mit einem regulären Album. Und zumindest die Version von Covenant wird definitiv nicht in meinem CD-Regal verschwinden.