Seit etwa 2 Jahren geistert es durch die sub-sub-kulturelle Musikwelt, hat sich mittlerweile aus dem Dunkel der virtuellen blogspot- und tumblr-Gemeinden ins reale Licht bekannter, sich progressiv gebender Printmedien vorgetastet und bleibt trotzdem kaum zu fassen. Die Rede ist von Witch House, Zombie Rave, Rape Gaze, Ghostdrone, Drag und dergleichen mehr, je nachdem welche Genre- und Untergenrebegriffe phantasiebegabten Journalisten noch einfallen mögen. Im Gegensatz dazu umgeben sich die Protagonisten dieser neuen Richtung mit der Aura des Geheimnisvollen, verstecken sich häufig hinter Symbolen, wie bspw. †‡† (rrritualzzz), ▲ (Black Pyramid) oder oOoOO (Oh) und veröffentlichen ihren Output meist in Klein- und Kleinstauflagen, oft auf Vinyl. Man erfährt selten, wer wirklich hinter diesen merkwürdigen Projekten steckt. Doch was ist nun Witch House eigentlich? Irgendwo zwischen Ambient, Electronica, Industrial, Trance und Downbeat schwirrt diese Musik schemenhaft durch ätherische Welten, thematisiert in bunten, psychedelischen Videoclips Religiöses bzw. Okkultes oder nimmt auch mal Bezug auf eine damals kultige, heute längst aus der Mode gekommene Mystery-Serie wie „Twin Peaks“. Grenzen kennt man nur wenige und bei der Wahl der Zutaten wird gelegentlich gerne auf den Mainstream zurückgegriffen, welcher sich dann plötzlich extrem verlangsamt, fast bis zur Unkenntlichkeit verfremdet auf einer Witch-House-Scheibe wiederfindet. Das Projekt Mater Suspiria Vision, um deren LP „Inverted Triangle II - Medusa's hypnagogic hall of mirrors?? es hier geht, hat sich durch einige herausragende Veröffentlichungen bereits einen gewissen Status innerhalb dieser (noch?) nicht definierten „Szene“ erarbeitet. Der Macher nennt sich selbst Cosmotropia de Xam und vertreibt seine zahlreichen Produktionen und Remixe über das hauseigene Label Phantasma Disques. "Fühlst du das Paradies [...] des neuen Zeitalters? – New H (Age) – Das neue Zeitalter“ Wie ein Mantra werden diese Textzeilen in „Paradise of New H Suite (Paradise of new H, Religion of Medusa and Mania)“ von einer weiblichen Stimme dahingesäuselt, überlagert von verhältnismäßig hektischen, handclap-ähnlichen Beats, unterlegt von einer kräftigen Synthlinie, durch Hall gestreckt, vervielfältigt und konterkariert durch ein geradezu fies gerauntes “Medusaaa“. „Mantra“ ist dabei das Stichwort, denn nicht nur der erste Track, sondern die ganze Platte erscheint wie ein einziges Mantra, worin die einzelnen Elemente mal in den Vordergrund gerückt, mal subtil entschwebend, mit vagen, mehrsprachigen, manchmal klagend verzerrten Stimmfetzen versehen, auftauchen, um gleich darauf wieder in der hallenden Klangsphäre zu verschwinden. Alles fließt, wird durchzogen von dieser stets präsenten Synthlinie, welche typisch für den Sound von Mater Suspiria Vision ist. Daß die teils überlangen Songs ohne Unterbrechung quasi miteinander verschmelzen, verstärkt diesen gleitenden Effekt zusätzlich und bewirkt irgendwann, daß man als Hörer selbst in diesem dickflüssigen Strom zu versinken droht. Es ist ein Fluß, in dem man sich treiben lassen muß, anders ist diese Art der Musik nicht zu begreifen, geschweige denn zu genießen. Der Verstand, welcher analysieren will, läuft hier schlichtweg ins Leere und wird beinahe gezwungen, der reinen Emotion Platz zu machen. Genau darin liegt die Herausforderung und auch der Charme der mysteriösen, sich einer genauen Beschreibung so vehement entziehenden Tongebilde vieler Witch-House-Projekte im Allgemeinen und Mater Suspiria Vision's im Besonderen. Musik wie ein Trip und Cosmotropia de Xam liefert mit „Inverted Triangle II“ erneut ziemlich guten Stoff. „Inverted Triangle II“ erscheint in verschiedenen, tlw. limitierten Formaten. Eine Übersicht sowie Bestellmöglichkeiten findet Ihr unter: http://phantasma-disques.blogspot.com/2011/07/mater-suspiria-vision-inverted-triangle_09.html