2016 konnte John Kerr mit seinem Projekt Marsh Dweller das beachtliche und gelungene Debut ‚The weight of sunlight‘ vorlegen – eine amtliche Mischung aus Death Metal Riffs, die an alte In Flames Zeiten erinnern, und dem rastlosen Sehnsuchtsmotiv aus dem Black Metal. Doch anstatt sich wie gewohnt in den Wäldern, in diesem Fall, Amerikas zu verschanzen und kaum etwas von sich preiszugeben und vor allem die Musikentwicklung für sich zu behalten konnte man quasi live via Internetvideos miterleben, wie Kerr, der als Autodidakt die Nutzung aller Instrumente selbst erlernte, sich immer weiter auf sein Ziel ‚The weight of sunlight‘ zu bewegte. Etwas befremdlich, aber da ich davon nichts mitbekam, kann ich gut mit dem Ergebnis leben, denn das Album habe ich mir ausreichend oft und gerne in die Birne gehauen.

 

‚Wanderer‘ lautet nun der Titel von Album Nummer zwei, dieses Mal ereilte mich das Werk via Promo des Labels Eihwaz Recordings und ich freute mich tierisch… bis ich den ersten Durchlauf hinter mir hatte und verwirrt war. Anderes Riffing, andere Songstrukturen, andere Vocals (deutlich growliger, Screams und Cleangesang), andere Stimmung – ich befragte also das Internet, ob es sich vielleicht um ein Album einer anderen Band unter gleichem Namen handelt. Sense. Das ist also John Kerr 2018. Muss ja nicht schlecht sein, junge Menschen sind oft noch auf der Suche nach sich selbst, nur ist 'Wanderer' eben nicht das erhoffte Zweitwerk. Es klingt deutlich moderner, die Verknüpfungen zum Black Metal wurden deutlich gelöst und ich als zugegebenermaßen in diesen Bereichen nicht besonders be’wanderter‘ Hörer würde als Hauptrichtungen Death und Modern Metal benennen. Das Riffing ist kälter, wuchtiger und rockt eher direkt ins Ohr und die Songs gestalten sich trotz zum Teil hoher Spielzeiten abwechslungsreich. Insbesondere das mit 17 Minuten Spielzeit mächtige "Wanderer II" konnte mir gerade in den ausklingenden Mintuen imponieren, "Coalesce final" hätte mir in meiner Toolphase sicherlich gut gefallen und die doomige Trägheit im dritten "Wanderer" bringt ein weiteres Element in den Reigen.

 

Ich hatte durchaus meinen Spaß mit ‚Wanderer‘, bin mir auch sicher, dass es sich nicht um den schlechtesten sondern eher besseren Vertreter dieses oder dieser Genres handelt, jedoch bin ich sicherlich der falsche Adressat und der Kurswechsel bleibt für mich bei aller Stärke von ‚Wanderer‘ der größte Schwachpunkt des Albums – definitiv kein Blindkauf für Freunde des ersten Albums. So kann ich nach vielen Durchläufen und dieser Kritik meine Verbindung mit Marsh Dweller nach dem Debut dem Vergessen überlassen und froh sein, dass ich mir das Album nicht blind zugelegt habe. Allen, die Death Metal melancholischer Natur mit modernem, drückenden Riffing etwas abgewinnen können, dürfen sich gerne an das Album wagen!