Seine letzte Platte musste Gerald Ohl alias Marian's Joy noch selbst veröffentlichen. Vor kurzem wurde sein Projekt jedoch bei COP International unter Vertrag genommen und in diesen Tagen erscheint endlich das lang erwartete Debütalbum. Der mit "Heaven" betitelte Tonträger enthält drei Stücke von der letzten CD-R "The Revelation", die teilweise noch einmal überarbeitet wurden, darunter auch "Last Kiss in Heaven, das so manchem vom Dark-Awakening-Sampler (Vol.3) bekannt sein dürfte. Generell ist der Sound von Marian's Joy noch einmal wesentlich satter geworden, was nicht nur am nun professionellen Mastering liegt, sondern auch daran, dass mit viel Liebe zum Detail an den Songs gebastelt wurde. Wie schon auf "The Revelation" schlägt Marian's Joy auf "Heaven" die Brücke zwischen Altem und Neuen. Musikalisch orientiert sich das Projekt eher an klassischen Darkwave und EBM, klingt aber durch den Einsatz von Samples und Gitarre alles andere als altbacken. Eher im Gegenteil, denn durch den mäßigen Einsatz der momentan so angesagten Beats und durch Konzentration auf die Melodie sind die Songs sehr eingängig und avancieren zu wahren Ohrwürmern. So ganz am Club vorbei geht es aber auch bei Marian's Joy nicht. Mit seinem äußerst tanzbaren Rhythmus kann "Down In The Dirt" schon fast als klassischer EBM bezeichnet werden, obwohl selbst hier die Gitarre zum Einsatz kommt. Die Leidenschaft von Marian's Joy liegt augenscheinlich in einer betont intensiven Umsetzung. Mit "Whenever You Want Me To Bleed" taucht man ab in ungebändigtes Verlangen und absolute Hingabe. Ein sehr eindringlicher Song, der im Refrain mit einem wunderschönen Gitarrenspiel begeistert. Die teils düstere Atmosphäre wird durch den langsamen und leicht verzerrten Gesang noch verstärkt. Dass das Projekt auch offen für Neues ist, zeigt das The-Stranglers-Cover von "Golden Brown". Das Original kann ja nicht gerade als szenetypisch bezeichnet werden und dennoch schafft es Marian's Joy, den Song genau so klingen zu lassen, ohne seine wesentlichen Merkmale zu entstellen. "Heaven" ist ein heißer Anwärter für die Heavy Rotation im CD-Player. Der Charme des Albums liegt nicht zuletzt im Verzicht auf das Anbiedern an gängige Trends. Und obwohl Gerald Ohl auf seinem Debüt nichts wirklich Bahnbrechendes in die Wege leitet, sind die Songs doch außergewöhnlich. Die Eigenständigkeit in der Umsetzung verschafft Marian's Joy jetzt schon das, woran viele andere Bands jahrelang arbeiten und es nie schaffen: einen unverkennbaren und unverwechselbaren Sound.