Lange mussten die Fans der Metalgötter warten. Nach mehrmaligem Verschieben, öffnen sich nun die Tore Walhallas – Manowar zehntes reguläres Studioalbum erblickt das Licht der Welt. Was sich auf der kürzlich erschienenen EP „Sons of Odin“ bereits andeutete, wird nun zur Gewissheit. Manowar suchen neue Höhen und Sphären für ihre musikalischen Ideen und finden sie nicht mehr nur im Bereich des klassischen Metals, sondern vor allem in Bereichen der Klassik bzw. des Filmsoundtracks. Gitarrenkrieger, runter mit der Kutte und rein in den Anzug. Versprochen als Konzeptalbum, welches sich ausschließlich mit Odin, den Hauptgott der nordischen Mythologie befasst, ist mit „Gods of War“ ein Monumentalepos entstanden, der einem die Sprache verschlägt – Augen schließen und entführen lassen.

Das es sich hier um kein reines Metalalbum handelt, wird spätestens klar, wenn man sich bewusst macht, was dies laut Defintion beinhalten sollte. Na erraten? Logisch, die Gitarren. Doch die schauen erst mit dem dritten Song und nach geschlagenen acht Minuten und 50 Sekunden um die Ecke – Verrat und Schande werden einige schreien, doch mir hauen die zwei Intros die Knie auf den Boden. Einfach nur bombastisch, triumphal und unglaublich schön. Das sich sieben Instrumental bzw. soundtrackähnliche Stücke auf dem Album befinden, wird festgefahrene Fans schwer aufstoßen, doch passen diese Werke zum Gesamtkonzept wie die Faust aufs Auge. Besonders der Opener „Overture to the hymn of the immortal warriors” sowie “Overture to Odin” schallen trotz enormer Wucht, mit einer spielerischen Leichtigkeit durch die Box, dass man die Gitarren keine Sekunde vermisst.

Wer sich nur auf die Suche nach reinen Manowar-Nackenbrechern begibt, wird sich umschauen, befinden sich auf „Gods of War“ wirklich nur fünf reine Metalstücke. Doch diese haben es in sich. „King of Kings“ und „Sleipnir“ hauen einfach jeden Nacken aus der Verankerung, hier wird ordentlich Gas gegeben, die Doublebeats fliegen einem um die Ohren, die Gitarren zocken um die Wette – Live einfach Pflicht! „Loki God of fire“ orientiert sich eher an traditionellen Manowar Klassikern wie „God gave Heavy Metal“ und wird einige old-schooler ein wenig entschädigen. Mit „Sons of Odin“ und „Gods of War“ befinden sich noch zwei weitere Meilensteine auf der Scheibe. Vor allem „Sons of Odin“ hat es in sich. Zunächst hielt ich es für eine reine Kopie des Stückes der EP, doch dann erhörten meine Ohren eine leichte, aber entscheidende Modifikation mit der Hinzufügung eines weiteren Männerchores im Refrain. Was sich nicht wirklich spektakulär liest, sollte einfach gehört werden, um verstanden zu werden – ich verneige mich.

Doch kein Manowar-Album ohne Balladen und Hymnen. Mit „Blood brothers“ präsentieren uns die Stahlkrieger eine wunderschöne, leicht kitschige Ballade, welche an ältere Meisterwerke wie “Master of the wind” problemlos heranreicht. Die Hymne „Hymn of the immortal warriors” bildet nicht nur den Abschluss, sondern gleichzeitig auch den Höhepunkt der Scheibe – alle Register werden gezogen, die Chöre steigen in ungeahnte Höhen auf, das Orchester lässt die Erde erbeben und Eric Adams zeigt die beste gesangliche Leistung seit der Geburt Odins – Gänsehaut garantiert! Auf der limitierten Version befindet sich zusätzlich neben einer DVD noch mit„Die for Metal“ ein klassischer Manowar-Stampfer welcher überzeugt, jedoch etwas deplaziert wirkt, passt er nun überhaupt nicht ins Konzept des Vorhergehenden.

Fazit: Manowar, die „Kings of Metal“ haben mit “Gods of War” wieder einmal ihre Vormachtstellung unterstrichen. Die Fans sind entzückt, die Kritiker angenervt, so war es schon immer und so wird es auch immer sein - „Wimps and Posers, leave the hall!” Jeder Musikliebhaber sollte unbedingt mal ein Ohr reinwerfen, ihr werdet garantiert überrascht! Doch bitte hört euch diesen Epos nicht im Kofferradio an, sucht euch die beste Anlage, die größten Boxen, den höchsten Berg – die exzellente Produktion verlangt danach. Warum ich trotzdem nicht die Höchstwertung verteile, liegt einzig und allein an der unerwünschten und leider unvermeidlichen Endlichkeit. Nach 74 Minuten ist der Traum vorbei... All hail to Manowar!!!!