Na, wäre es uns möglich ganz spontan ein paar grundlegende Musikstillrichtungen in eigenen Wörtern kurz zu erläutern? Rock? Metal? Hip Hop? Disco? Sehr gut. Und jetzt kommen wir zur Stufe II –leicht Fortgeschrittene. Wie wäre es mit Shoegazer? Wer gerade mit vollem Entsetzen eine klaffende, und womöglich noch ganz essentielle, Bildungslücke bei sich vermutet (der klugscheißerische Rest kriegt zehn Bonuspunkte und `nen Lolly), dem sei prompt gesagt, er solle sich keine unnötige Sorgen machen, da die besagte Stilrichtung, auch Dream Pop genannt vor gut zehn Jahren für Tot erklärt wurde. Der etwas seltsam klingende Name und es ist mal eine recht putzige Geschichte, resultierte tatsächlich daraus, dass die Gitarristen der Bands wie My Bloody Valentine oder The Jesus and Mary Chain den ganzen Konzert lang höchstkonzentriert den Boden anstarrten. Angeglotzt wurden allerdings nicht die eigenen Schuhe, was beim Publikum sehr stark den Anschein erweckte, sondern die Pedale der Gitarreneffektgeräte. Ausgerechnet im Jahre 1995, genau zu dem Zeitpunkt als der vermeidliche Exitus des Shoegazerstils durch die Musikjournale amtlich bestätigt wurde, fanden sich im Osten der Republik vier junge Leute, die sich seitdem mit größter Hingabe den verträumten federleichten Popklängen vermischt mit Elektro widmen. Vor einigen Wochen brachte das Dresdener Quartett Malory ihr drittes Studioalbum mit dem Titel „The third face“ raus. Doch wer dabei nach der Kurzeinführung in die Materie ein verstaubtes Relikt der 80er und frühen 90er Jahren vermutet, der irrt gewaltig. An dem Dream Pop Anno 2005 haftet nämlich keinesfalls der Mief der Retrowelle. Die klassischen Shoegazeer Elemente lassen sich natürlich auf der Scheibe weiterhin raushören: die durch mehrere Effekte gejagte, luftige, schwebende Gitarren gepaart mit elektronischen Beats und Loops, das Ganze dermaßen miteinander verschmolzen, dass es sehr schwierig ist festzustellen wo die einen enden und die anderen anfangen und natürlich den Stimmen. Und da kommen wir langsam zu einzigen klitzekleinen Wundepunkt des Silberlings; von der rein musikalischen Seite gesehen gebe es von meiner Wenigkeit nicht auszusetzen, die Gesangparts dagegen klingen, für meinen Geschmack wohl gemerkt, streckenweise etwas „dünn“. Insbesondere die Stimme von Daniel Hammer, der außerdem bei Malory die Gitarre schwenkt (und somit höchstwahrscheinlich sein eigenes Schuhwerk auf der Bühne meditativ betrachtet  ) ist bestimmt noch ausbaufähig, beziehungsweise ist mein Eindruck durch die Produktionsart verursacht. Trotz des winzigen Mangels ist „The third face“ insgesamt durchaus empfehlenswert. Die weibliche Stimme der Gitarristin Daniela Neuhäuser rundet den Malory Sound ab und macht ihm zum frischen, modernen Dream Pop, der sich als ein perfekter Soundtrack zu den verschiedensten alltäglichen Tätigkeiten anbietet.