Madre del Vizio – vielen Lesern wird dieser Namen wohl nicht allzuviel sagen. Doch mit den beiden Alben „Dio! Dio! Dio!“ und „The crypt“ sowie zwei MCDs entstanden zwischen 1990 und 1997 in der Urbesetzung Klassiker des Goth/Death Rock Undergrounds, die auch heute noch für leuchtende Augen bei Grufties mit Faible für Vogelnester sorgen dürften. Madre waren etwas ganz Besonderes: Ein musikalischer Mix aus Elementen des klassischen Goth Rocks mit vorantreibenden Bassläufen und der morbiden Jammer-Stimmung amerikanischer Death Rock Bands wie Christian Death, prägnant war aber vor allem der Gesang von Fulvio – obwohl die Band aus deutschen Landen stammt sind alle Lieder vom genialen italienischen Sprechgesang gezeichnet. Mit der Best of... CD „Un mondo dove...“ bekommen nun Interessierte die Chance, diese geniale Band selbst zu erleben. Aber Vorsicht: Ein großer Makel begleitet „Un mondo dove...“ definitiv – dazu später mehr. Gleich vorweg: Diese CD ist der Beweis, dass ein „Best of“ wirklich gelingen kann – nicht nur weil die Orginal-Pressungen heute zum Teil schwer zu finden sind, sondern auch, weil das Label Apollyon auf „Un mondo dove...“ alle wichtigen und lohnenden Lieder auf die CD gebannt haben. 16 Lieder in 76 Minuten, der Käufer bekommt jede Menge für sein Geld. Und allen, denen Madre noch nicht zu Ohren gekommen ist: Mit Klassikern wie „Amore, Fede, Speranza“, „Madre“ oder „Paura“ erwarten den Hörer absolute Sternstunden der schwarzen Rock-Musik. Die CD ist toll am Stück zu genießen, eigentlich sind alle Songs ein Genuss und durch das Remastering wurden die Lieder nicht in ihrer Art verändert sondern nur so im Sound aufeinander abgestimmt, dass „Un mondo dove...“ wie eine normale CD klingt und nicht wie eine Zusammenstückelung verschiedener Veröffentlichungen. Nun muss ich aber zu meinem großen Problem kommen, dass ich mit der CD habe: Dies betrifft weder die Band noch die Musikauswahl, sondern einzig die Vermarktungsstrategie des Labels. Ich zitiere wörtlich aus dem Pressetext: „Fulvio versuchte und versucht noch heute mit anderen Musikern das Projekt fortzuführen...“ Das klingt für alle, die die Band nicht kennen so, als ob Fulvio sich bis heute auf den Lorbeeren alter Glanztaten ausruht und dieses Album nun schwer nach Geldmacherei riecht. Aber mit „Antonomasia“ veröffentlichte die Band 2002 ein Album, dass nicht nur an alte Glanztaten heranreichte, sondern diese übertraf. Und sie veröffentlichten es auch über Apollyon – warum torpediert also das eigene Label den Ruf der Band indirekt? Ich habe mich in einem kurzem E-Mail Kontakt mit der Band danach erkundigt und hier das Statement der Band „...alte fans fragten ob die alten Scheiben neu aufgelegt werden (...) wie gesagt Madre del Vizio 2008 ist eigenständig und verdient nichts an dieser oder alten Scheiben.“ Am Ende bleibt also ein tolles „Best of“ mit einer traurig stimmenden Vermarktungsstrategie des Labels. Alle, die Madre nicht kennen aber Goth/Death Rock lieben müssen einfach zuschlagen und auch alte Fans der Band, deren LP's so langsam zerkratzt sind haben nun die Chance, die Stücke wieder bei sich daheim zu hören. Aber nicht vergessen: Madre leben nicht nur in der Vergangenheit, „Antonomasia“ ist ein genialer Beweis dafür und die Band arbeitet aktuell an einem neuen Album. Ich drücke die Daumen!!!