Seit Anfang der 80er Jahre werden durch die Phonoindustrie Bilder, die der Musikkonsument beim Hören im eigenen Kopf entstehen lässt, mittels eines begleitenden Musikvideos unterstützt, ja, leider auf diese Weise wohl auch des öfteren in ihrer Eigen-Phantasie zerstört. Ohne diese Entwicklung an dieser Stelle quasi musik-soziologisch weiter vertiefen zu wollen (das wäre ja vielleicht mal was für einen neuen Thread), ist es eine Tatsache, dass die Pop-Titanin Madonna doch von Beginn dieser Entwicklung an ganz vorne vor der Kamera mit dabei war. Bis zum heutigen Tag. Hatte sie kurz vor ihrer Sangeskarriere noch versucht, als Nacktmodell zu reüssieren - in einer Zeit als die Frauen noch Haare hatten - wird somit jetzt kein tonnenschwer angehäufter Bildband, sondern eine umfassende Compilation ihrer gesammelten Musikvideos vorgelegt. Die nackte Wahrheit ist weiterhin, dass die Kurz-Filme zum größten Teil von den meist analogen Masterbändern digital remastert wurden. 47 Stück (in Worten: siebenundvierzig!) sind es an der Zahl. Es werden hier insgesamt genau 211 Minuten des digitalen Schmauses auf zwei DVDs geboten. In Dolby Surround. Da Frau Ciccone erotisch (s.o.) schon immer gerne in die Vollen gegangen ist, prangt immerhin ein FSK 16 Button auf dem Cover. Sie selbst präsentiert sich auf selbigem ikonenhaft als post-post-moderne Musik-Marilyn Monroe. Denn unter Wert hat sie sich ja noch nie gerne verkauft. Wer kennt Madonna nicht von MTV (und später Viva), wie sie von abwaschbaren Henna-Tattoos überzogen auf einem Salzsee das ziemlich trip-hoppige „Frozen“ schwarzhaarig und von pechschwarzen Raben umgeben in die Kameras singt? In guter Erinnerung ist den Älteren auch noch das als geradezu blasphemisch gegeißelte Video zu „Like a prayer“. Ein Stück, das auch heute noch das Potenzial hat, aus müden Partyhengsten fitte Tanzbären zu machen. Mir persönlich hat auch seinerzeit das ziemlich klaustrophobische Video zum 007-Soundtrack „Die another Day“ gefallen. Miniatur-Filme wie „Papa don`t preach“ wirken heute fast schon angenehm naiv. SM-Angehauchtes („Justify my love“) in Zeiten der anerkannten und allgegenwärtigen Pornographisierung (Hallo Rammstein!) hingegen fast schon ein wenig bieder. Für jede Stimmungslage –außer freilich der aggressiven - wird hier jedoch tatsächlich einiges geboten. Und so können Hörer und Gucker, die gerne auch mal in poppigen Gewässern fischen, eine Investition fast schon für den Rest des Musikfreundelebens tätigen. Zwar nicht ganz so umfassend wie metaphorisch beim Kauf einer Brockhaus-Enzyklopädie, aber durchaus schon zu vergleichen. Denn auf hochklassige Madonna-Videos kann wirklich immer und immer wieder zugegriffen werden. Wie gesagt, fast das ganze Leben. Abschließend sollte bezüglich der Aufbewahrung des umfassenden Werkes im Regal nicht unerwähnt bleiben, dass die Doppel-Zusammenstellung zusätzlich auch in einem nicht handelsüblichen, also nicht großformatigen DVD-Package angeboten wird. Bei der Verpackung handelt es sich alternativ und tatsächlich um ein CD-übliches Digipack aus Pappe, welches also auch im normalen Audio-Regal Platz finden kann. Unter Umständen sehr praktisch.