Als Intensiv-Musik-Süchtiger hat man schnell das Problem, dass man die Umwelt mit dem eigenen Interesse belastet. Vor allem das weniger Musik-enthusiastische Volk braucht starke Geduld und kann sich natürlich nicht erwehren, absolut haltlose und unprofessionelle Kommentare abzugeben (an dieser Stelle erhebe ich das "Ironie" Schild sicherheitshalber, nicht, dass einer einen solchen Quatsch glaubt). Und so hörte ich doch im Laufe der Jahre erschreckend oft, dass mein geliebtes musikalisches Potpourri, dass sich in tausenden Alben in meinen Schränken stapelt in der Mehrheit reduzieren lässt auf ein Wort: Langweilig. Banausen. Na gut, es ist etwas dran und irgendwie finde ich diese Bewertung durchaus nicht allzu negativ, ist doch Langeweile immerhin ein Zustand, der im Alltagsstress als nicht zu unattraktiv erscheinen mag. Warum aber mal wieder eine viel zu lange und mit vorliegendem Album nichts zu tun habende Einleitung: Das neue Lustre Album ist MIR zu langweilig. Nun, dass Lustre, bzw. die kleine Szene des (ich glaube, es nennt sich) ' Atmospheric Black Metal' sich entschieden haben, eine Melodie über 10 Minuten zu strecken ist nicht unbedingt ungewöhnlich und dass die Reaktion darauf oft ein Gähnen ist sollte die Musiker und Fans eigentlich nicht überraschen. Dass man sich aber nun entschieden hat, nicht nur die Melodie stoisch zu wiederholen, sondern sie auch kaum noch mit langsam hinzukommenden Elementen zu nähren, Dramatik entstehen zu lassen, da ein Tusch, hier eine Fanfare mehr..... nein, Lustre klingt quasi in Minute 1 exakt wie 8 Minten später. Und wer jetzt unterbricht und schlaubergert, dass z.B. bei "Nestle within" ein Baby plötzlich minutenlang quakt und im Anschluss zack zack (also gut 2 Minuten später) eine kleine Keyboardmelodie zusätzlich zu hören ist, der hat wirklich so gar keine Erwartungen mehr an Musik. Apropos Keyboard - der Sound wirkt dermaßen künstlich, dass mir Summoning zur Minas Morgul Phase in den Sinn kommen. Nur eben ohne das Händchen für schmissige Melodien und alles durch eine Weichzeichner-Produktion entgültig verbreit. Die Gitarrenriffs sind immerhin noch erahnbar, der Keifgesang hingegen ist eigentlich nicht für das menschliche Gehör abgemischt worden und kann nur bei genauerem Hinhören überhaupt wahrgenommen werden. Was da gefauchelt wird.... wer weiß. Sicherlich irgendetwas totaaaaal Nettes, denn das ist das zweite Element, das mir den Hörgenuss versemmelt: Die Melodien, Produktion und auch Optik sind so furchtbar fluffig, nett und harmlos, dass mir jeglicher Zugang fehlt. Warum sollte ich liebe Schmachte-Musik mögen, sie dann aber "kreativ" in das Kosett des Black Metall pressen, indem ich Schrammelgitarren, Fauchgesant und scheppernde Drums hinzufüge nur um diese drei Elemente dann wieder so leise zu mischen, dass man sie kaum wahrnimmt und barfuss durch den Wald hüpfen? Häh? Es gibt so viel verdammt schöne Musik: Sowohl im Dark Wave, Folk, als auch Black Metal sowie in deren Schnittmengen finden sich Vertreter, die diese bittersüße Mischung aus Härte, Kälte sowie Kraft und der lieblichen Motivik der romantisierenden Naturmystik beherrschten und den Markt mit ihrer Kunst bereicherten. Unzählige Bands haben es zur Kunstform gebracht Monotonie und Wiederholung in sich langsam steigernde Dramatik zu verwandeln. Lustre oder auch Genrekollegen Eldamar bieten nichts davon, haben sich selbst so sehr sie Zähne gezogen, dass 'Still innocence' das vertonte Äquivalent zu einem Bildschirmschoner ist mit Waldaquarellen die auch hervorragend im örtlichen Restaurant "Zum Hirsch" Platz finden würden. Fans dieser Nische sollten sich ruhig die Mühe geben, im Fundus der Zeit nach Qualität zu suchen.